Das IfM Bonn berichtet, dass 2024 etwa 360.000 neue Unternehmen in Deutschland gegründet wurden. Einer der Hauptfaktoren für diesen Anstieg im Vergleich zu den vier Jahren zuvor ist die Zunahme der Zahl neuer Gewerbebetriebe, die auf 258.000 gestiegen ist. Dieser Aufwärtstrend zeigt nicht nur die Dynamik des Gründer-Ökosystems des Landes, sondern auch die wachsende Bedeutung der Start-up-Finanzierung.
In diesem Artikel erklären wir, was die Start-up-Finanzierung umfasst, wie sich das für ein neues Unternehmen benötigte Geld abschätzen lässt und welche Hauptwege zur Finanzierung genutzt werden können. Zudem geben wir praktische Tipps, die Unternehmern helfen, sich gründlich auf eine bevorstehende Finanzierungsrunde vorzubereiten.
Worum geht es in diesem Artikel?
- Was ist die „Start-up-Finanzierung“?
- So ermitteln Sie die Höhe der benötigten Finanzierung für Ihr neues Unternehmen
- Möglichkeiten, ein neues Unternehmen in Deutschland zu finanzieren
- Was ist sonst noch wichtig, wenn es um Start-up-Finanzierung geht?
Was ist die „Start-up-Finanzierung“?
Bei der Start-up-Finanzierung dreht sich alles darum, das benötigte Kapital zu sichern, um ein Unternehmen zu strukturieren. Sie ist ein zentraler Bestandteil des Gründungsprozesses und umfasst mehrere Methoden, die Gründerinnen und Gründern helfen können, ein Konzept in die Realität umzusetzen und die Weichen für einen langfristigen Erfolg ihres Unternehmens zu stellen.
In Deutschland stellt die Beschaffung von Geld die Gründer/innen vor zahlreiche Herausforderungen. Das erforderliche Budget hängt von der Art des Betriebs, der Branche und der gewählten Wachstumsstrategie ab. Gerade am Anfang sind Gründer/innen auf geeignete Finanzierungsquellen angewiesen, um die Anfangskosten für Personal, Marketing und Büroausstattung zu decken.
Der Zugang zur Finanzierung spielt eine grundlegende Rolle für den Erfolg des Unternehmens. Neun von zehn Start-ups scheitern im ersten Jahr, meist weil die Nachfrage zu gering ist oder Finanzierungsentscheidungen das Ziel verfehlen. Unzureichendes Kapital führt häufig dazu, dass Gründer/innen ihre Pläne nicht umsetzen können, oder zwingt sie dazu, ihr Unternehmen frühzeitig aufzugeben.
Die Sicherstellung angemessener Finanzierung ist auch eine Möglichkeit, das Geschäftsrisiko zu minimieren. Mit einer soliden Finanzierung können Gründer/innen planen, wie sie das Unternehmen aufbauen und dies dann umsetzen, ohne in der ersten Phase ausschließlich auf persönliche Ersparnisse angewiesen zu sein.
So ermitteln Sie die Höhe der benötigten Finanzierung für Ihr neues Unternehmen
Bevor Sie ein Unternehmen gründen, ist es notwendig, die erforderliche Finanzierungssumme zu bestimmen. Eine Vielzahl verschiedener Überlegungen spielt hier eine Rolle und unterscheidet sich je nach der gewählten Rechtsform und dem zugrundeliegenden Konzept. Es ist ratsam, einen detaillierten Abschnitt zur Finanzierung in den Gesamtgeschäftsplan einzubauen, um die erwarteten Ausgaben festzulegen. Die folgende Liste fasst die wichtigsten Kostenkategorien zusammen:
- Gründungskosten: Anmeldung Ihres Unternehmens, Eintragung im Handelsregister, Beiträge an Berufsverbände, Rechts- und Notargebühren, Bezahlung von Start-up-Beratern/Beraterinnen, Steuerberatern/Steuerberaterinnen, Patentanmeldungen oder Lizenzen
- Immobilienkosten: Erwerb von Land und Grundstück oder Miete und Nebenkosten
- Büroausstattung und geschäftliche Tools: Möbel, Computer, IT-Ausgaben und Software, Telefone, Drucker, Lampen, Ankauf oder Leasing von Fahrzeugen und Maschinen, Verbrauchsmaterialien wie Druckerpatronen, Stifte oder Papier
- Personalkosten: Gehälter, Löhne und Sozialversicherungsbeiträge für Arbeitnehmer/innen
- Material- und Produktionskosten: Ausgaben für Rohstoffe oder Dienstleistungen, die zur Herstellung von Gütern benötigt werden
- Branding und Kommunikation: Ausgaben für die Entwicklung einer CI (Corporate Identity), Namen und Logo für das Unternehmen, Webentwicklung, Online- und Offline-Marketing
Die Liquiditätsplanung ist ein zentraler Bestandteil der Bestimmung Ihres Finanzierungsbedarfs. Stellen Sie sicher, dass Sie jederzeit über ausreichende Mittel verfügen, um Ihre laufenden Verbindlichkeiten zu decken, und legen Sie eine Rücklage für unvorhergesehene Ausgaben an.
Möglichkeiten, ein neues Unternehmen in Deutschland zu finanzieren
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Ihr neues Unternehmen in Deutschland zu finanzieren. Nachfolgend sind einige der relevantesten Methoden aufgeführt:
Eigenkapital
Gründer/innen nutzen manchmal ihre eigenen Vermögenswerte – ein Weg, der auch „Bootstrapping“ genannt wird –, aber dieser Ansatz erfordert erhebliche persönliche Ersparnisse. Ein weiterer Ansatz besteht darin, sich von Freundinnen und Freunden oder der Familie Geld zu leihen oder gemeinsam mit anderen Personen ein Unternehmen zu gründen. Der Vorteil letzterer Möglichkeit ist, dass Ihre Partner/innen nicht nur Geldmittel, sondern auch Arbeitskraft und Know-how beitragen.
Mit einer auf Eigenkapital basierenden Finanzierung vermeiden Sie externe Kreditgeber/innen und eliminieren Zinsen auf Kreditaufnahmen. Das Eingehen eines solchen privaten Risikos wird von Kreditgeberinnen und Kreditgebern sowie potenziellen Partnerinnen und Partnern oder Investorinnen und Investoren oft positiv bewertet, da es zeigt, welches Vertrauen Sie in Ihre Idee haben.
Der Nachteil ist das höhere persönliche Risiko. Zudem ist die Möglichkeit, zu wachsen und zu expandieren, begrenzt.
Bankkredite
Viele Gründer/innen wenden sich an Banken, um Kredite zur Unterstützung neuer Unternehmen zu erhalten. Ob eine Finanzierung gewährt wird, hängt weitgehend von der Kreditgeschichte der Gründer/innen ab. Kreditgeber/innen prüfen auch den Geschäftsplan, um die Erfolgsaussichten und die Fähigkeit zur Erfüllung zukünftiger Raten zu bewerten.
Bankkredite bieten Startkapital, was die Planung erleichtert. Ein weiterer Vorteil ist die Beibehaltung der Autonomie: Kreditinstitute erwerben nicht automatisch einen Anteil oder das Recht, die Richtung des Unternehmens vorzugeben. Gründer/innen können jedoch von der Expertise der Bank profitieren und Beratung zu Bereichen wie Finanzplanung, Risikomanagement und Strategie erhalten.
Banken geben die Gelder erst nach einer gründlichen Überprüfung frei, ein Verfahren, bei dem Kreditnehmer/innen umfangreiche Unterlagen ausfüllen und zahlreiche Dokumente einreichen müssen. Der wichtigste Nachteil sind die laufenden Zins- und Ratenzahlungen, die das Unternehmen finanziell belasten können. Gründer/innen müssen außerdem beachten, dass bestimmte Kredite für spezifische Zwecke vorgesehen sind – beispielsweise kann ein Investitionsdarlehen nicht zum Begleichen einer Stromrechnung verwendet werden.
Öffentliche Zuschüsse
Öffentliche Zuschüsse und Subventionen bieten eine zusätzliche Möglichkeit, ein junges Unternehmen zu finanzieren. Gründer/innen können über die KfW oder staatliche Investmentinstitute Förderkredite beantragen. Ein Hauptkreditgeber zahlt das Geld in der Regel aus und entscheidet, ob ein Förderelement in das Gesamtpaket integriert werden soll.
Diese Programme bieten in der Regel niedrigere Zinssätze und längere Laufzeiten als herkömmliche Bankkredite. Viele umfassen eine anfängliche tilgungsfreie Zeit, sodass in den ersten Jahren keine Raten fällig sind. Ein weiterer Vorteil ist, dass Gründer/innen in vielen Fällen Zugang zu Beratungsdiensten oder Netzwerken erhalten, die von öffentlichen Stellen betrieben werden.
Ein in jedem Fall zu beachtender Nachteil ist der Umfang der Formalitäten – die Beantragung von Förderkrediten erfordert oft einen erheblichen bürokratischen Aufwand mit zahlreichen Hürden. Es kann mehrere Monate dauern, bis die Gelder eintreffen, und Teile von ihnen können mit bestimmten Einschränkungen verbunden sein.
Vorfinanzierung
Eine Vorfinanzierung ist eine schnelle Möglichkeit, basierend auf zukünftigen Verkäufen Kapital zu erhalten. Im Gegensatz zu herkömmlichen Darlehen müssen Gründer/innen dafür keine umfassenden Geschäftspläne einreichen oder vorab Sicherheiten vorlegen. Die Unterstützung wird anhand früherer und prognostizierter Umsätze berechnet.
Stripe Capital veranschaulicht diese Art von Lösung. Es bietet eine umsatzbasierte Finanzierung, sodass Gründer/innen innerhalb weniger Minuten einen Kredit oder einen Händlervorschuss erhalten können, ohne die langwierigen Prozesse auf sich nehmen zu müssen, die in der Regel mit herkömmlichen Bankkrediten verbunden sind. Einer der Hauptvorteile ist die flexible Rückzahlung: Unternehmen führen einen festen Prozentsatz ihres Tagesumsatzes ab, was bedeutet, dass die Rückzahlungen mit den Einnahmen des Unternehmens skalieren, sodass niedrigere Gewinne niedrigeren Rückzahlungen gleichkommen. Gründer/innen profitieren zudem vom Fachwissen und den zahlungsbasierten Daten, die Stripe ihnen bietet und die helfen, jede Finanzierungslösung auf das jeweilige Unternehmen zuzuschneiden.
Dennoch dient die Vorfinanzierung hauptsächlich als kurzfristige Lösung, sodass sie nicht immer einem langfristigen Kapitalbedarf oder größeren Investitionen entspricht.
Investorenkapital
Neue Unternehmen können auch über externe Unterstützer/innen Geld aufnehmen, indem sie Aktien im Gegenzug für die Investition anbieten.
Der Vorteil, Investorinnen und Investoren, wie z. B. Venture Capitalists oder Angel-Investor/innen Anteile am Unternehmen zu überlassen, besteht darin, dass sie oft wertvolle Expertise, ein Netzwerk und strategische Unterstützung sowie frische Geldmittel mitbringen. Ein weiterer wichtiger Vorteil ist das Fehlen von Rückzahlungspflichten, sodass die Finanzen weniger belastet sind als bei Bankkrediten.
Negativ ist, dass die Gründer/innen die Inhaberschaft teilweise abgeben. Das gibt den Investorinnen und Investoren das Recht, die Richtung des Unternehmens zu bestimmen und auf Kosten der Gründer/innen Einfluss auf die Geschäfte zu nehmen. Sie erwarten in der Regel eine starke Rendite, was den Erfolgsdruck zusätzlich erhöhen kann. Ein weiterer Nachteil ist der zeitaufwändige Prozess der Kapitalbeschaffung. Die Suche nach geeigneten Investorinnen und Investoren, die Durchführung der Due Diligence und Verhandlungen können mehrere Monate dauern.
Crowdfunding
Crowdfunding ist eine Methode für Gründer/innen, Geld von einer großen Anzahl von Personen zu sammeln, deren Gesamtheit als „Crowd“ bezeichnet wird. Diese Kampagnen laufen in der Regel auf spezialisierten Online-Plattformen, auf denen Gründer/innen ein Konzept oder Projekt präsentieren und um finanzielle Unterstützung werben. Freundinnen und Freunde, Familie und externe Unterstützer/innen bilden häufig einen großen Teil dieser Gruppe.
Ein wesentlicher Vorteil ist der Zugang zu einem großen Kapitalpool für die Einrichtung des Unternehmens. Dies erhöht die Sichtbarkeit des Unternehmens, bevor es auf den Markt kommt. Darüber hinaus kann es als Test für die Marktakzeptanz vor einer vollständigen Einführung dienen. Im Gegensatz zur Finanzierung durch Investorinnen und Investoren ist dieser Weg nicht zwangsläufig mit der Abgabe von Anteilen verbunden.
Andererseits erfordert Crowdfunding oft einen erheblichen Marketingaufwand. Gründer/innen müssen für ihre Idee werben, um genügend Unterstützer/innen zu gewinnen. Die Finanzierung kann jedoch trotz allem scheitern. Wenn die Kampagne ihr Ziel nicht erreicht, verlieren die Unterstützer/innen ihre Beiträge und die Gründer/innen erhalten nichts. Ein weiterer Nachteil ist, dass Crowdfunding-Kampagnen oft von Gründer/innen verlangen, etwas im Gegenzug anzubieten – kostenlose Produkte, exklusive Angebote und Rabatte. Dies alles erhöht Ihre Startkosten.
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Vorteile |
Nachteile |
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Eigenkapital |
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Bankkredite |
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Öffentliche Zuschüsse |
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Vorfinanzierung |
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Investorenkapital |
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Crowdfunding |
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Was ist sonst noch wichtig, wenn es um Start-up-Finanzierung geht?
Ein erfolgreicher Start mit einem Unternehmen erfordert mehr, als nur Geld zu sichern. Folgendes müssen Sie ebenfalls bedenken:
Realistische Planung
Ein häufiger Fehler besteht darin, das erforderliche Kapital zu unterschätzen oder zu optimistisch zu bewerten. Gründer/innen schätzen häufig die benötigten finanziellen Ressourcen falsch ein, was zu Liquiditätsengpässen und unvorhergesehenen Problemen führen kann. Ein detaillierter Geschäftsplan, der die erwarteten Ausgaben aufzeigt, ist daher von grundlegender Bedeutung. Decken Sie alles von der Gründung über die anfänglichen Betriebskosten bis hin zu Marketing- und Personalausgaben ab und erstellen Sie eine realistische Liquiditätsprognose, die unerwartete Ausgaben berücksichtigt.
Zukunftsorientierte Steuerplanung
Berücksichtigen Sie, wenn es um die Finanzierung Ihres neuen Unternehmens geht, zukünftige Steuerpflichten. Es ist ratsam, frühzeitig eine/n Finanzberater/in zu engagieren. So können Sie sicher sein, dass Sie bei den Steuern alle Bereiche abgedeckt haben. Zu den wichtigsten Kategorien gehören Umsatzsteuer (USt.), Einkommensteuer, Körperschaftssteuer und Gewerbesteuer. Frühzeitige Regelungen und regelmäßige Rücklagen können unangenehme Überraschungen verhindern und es erleichtern, höhere Steuerrückstände zu bewältigen, ohne in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten.
Bereiten Sie Ihren Pitch vor
Wenn Sie Kapital von Investorinnen und Investoren, Banken oder durch Crowdfunding beschaffen möchten, müssen Sie Ihre Idee klar und überzeugend präsentieren können. Bereiten Sie eine Kurzpräsentation vor, die das Modell und die Vision in nur wenigen Sätzen erklärt. Konzentrieren Sie sich auf die Vorteile Ihres Vorschlags, damit potenzielle Förderer sofort erkennen, warum es sich lohnt, in Ihr Unternehmen zu investieren. Ein gut vorbereiteter Pitch hilft auch in vielen anderen Situationen, wie etwa beim Gewinnen von Kundinnen und Kunden, beim Halten von Vorträgen und Präsentationen oder bei Networking-Veranstaltungen.
Einsparungen
Um eine solide Startfinanzierung und eine gesunde Entwicklung zu erreichen, sollten Sie von Anfang an nach potenziellen Einsparmöglichkeiten suchen. Es gibt zahlreiche Gelegenheiten, in dieser Phase Ausgaben zu sparen, ohne Qualität oder zukünftige Expansion zu gefährden. Es könnte sinnvoll sein, Büroausstattung zu mieten oder gebrauchte Gegenstände zu kaufen, anstatt von Anfang an in teure neue Anschaffungen zu investieren. Ebenso können Gründer/innen in dieser Anfangsphase auch auf kostenlose oder erschwingliche Online-Tools zurückgreifen, um ihre Organisation effizienter zu machen. Diese Einsparungen helfen, im Rahmen des Budgets zu bleiben, und schaffen frühzeitig finanzielle Flexibilität für andere Wachstumsinitiativen.
Der Inhalt dieses Artikels dient nur zu allgemeinen Informations- und Bildungszwecken und sollte nicht als Rechts- oder Steuerberatung interpretiert werden. Stripe übernimmt keine Gewähr oder Garantie für die Richtigkeit, Vollständigkeit, Angemessenheit oder Aktualität der Informationen in diesem Artikel. Sie sollten den Rat eines in Ihrem steuerlichen Zuständigkeitsbereich zugelassenen kompetenten Rechtsbeistands oder von einer Steuerberatungsstelle einholen und sich hinsichtlich Ihrer speziellen Situation beraten lassen.