Wenn Sie Ihr eigenes Unternehmen gründen, müssen Sie einige bürokratische Anforderungen erfüllen. Für Gewerbetreibende in Deutschland spielt dabei ein Dokument eine besonders wichtige Rolle: der Gewerbeschein.
In diesem Artikel erfahren Sie, was ein Gewerbeschein ist, wofür ihn Unternehmen in Deutschland benötigen und wie Sie den Gewerbeschein Schritt für Schritt beantragen können. Darüber hinaus klären wir die wichtigsten Fragen rund um Kosten, Bearbeitungsdauer und Gültigkeit.
Worum geht es in diesem Artikel?
- Was ist ein Gewerbeschein?
- Wofür benötigen Unternehmen in Deutschland einen Gewerbeschein?
- Wie kann ich einen Gewerbeschein beantragen?
- Was ist nach Erhalt des Gewerbescheins wichtig?
- Was kostet ein Gewerbeschein?
- Wie schnell erhält man den Gewerbeschein nach der Anmeldung?
- Wie lange ist ein Gewerbeschein gültig?
- Wie kann man eine Zweitschrift des Gewerbescheins erhalten?
Was ist ein Gewerbeschein?
Ein Gewerbeschein ist ein behördliches Dokument, das die Anmeldung eines Gewerbes bescheinigt – umgangssprachlich wird sie oft auch als Genehmigung bezeichnet. Der Gewerbeschein dient als offizieller Nachweis dafür, dass eine gewerbliche Tätigkeit in Übereinstimmung mit den rechtlichen Vorschriften der Gewerbeordnung (GewO) angemeldet und zugelassen wurde. Er ist daher die Voraussetzung, um in Deutschland als Einzelunternehmer/in oder als Gesellschaft eine gewerbliche Tätigkeit auszuüben. Ohne ihn ist es Selbstständigen in Industrie, Handwerk und Handel sowie Kapitalgesellschaften wie GmbHs oder AGs nicht gestattet, Waren oder Dienstleistungen gegen Entgelt anzubieten.
Der Gewerbeschein wird in der Regel auf einem formellen Vordruck, meistens im DIN-A4-Format, ausgestellt. Er enthält wesentliche Informationen zu den Unternehmerinnen und Unternehmern sowie zum Betrieb. Besonders relevant ist die genaue Bezeichnung des Gewerbes, die präzise beschreibt, welche Tätigkeit ausgeübt wird. Diese Angabe ist entscheidend für die Zuordnung beim Finanzamt, den Handwerks- beziehungsweise Industrie- und Handelskammern sowie der entsprechenden Berufsgenossenschaft. Weitere wichtige Inhalte des Gewerbescheins sind der Sitz des Unternehmens, die Anzahl der Beschäftigten sowie die Angabe, ob es sich um einen Haupt- oder Nebenerwerb handelt.
Wofür benötigen Unternehmen in Deutschland einen Gewerbeschein?
In Deutschland ist der Gewerbeschein verpflichtend für jedes Unternehmen, das eine gewerbliche Tätigkeit aufnehmen möchte. Dies gilt insbesondere, wenn die Tätigkeit an einer festen Betriebsstätte ausgeübt wird. Dazu zählen alle sogenannten stehenden Gewerbe mit einem festen Standort.
Die Gewerbeanmeldung ist erforderlich, sobald ein Unternehmen seinen Betrieb aufnimmt, sei es durch Neugründung, die Eröffnung einer Zweigniederlassung oder die Übernahme eines bestehenden Betriebs. Zudem müssen Sie einen Gewerbeschein beantragen, wenn Sie ein Einzelunternehmen in eine andere Rechtsform umwandeln. Darüber hinaus kann es vorkommen, dass ein Unternehmen von einer Behörde in den Zuständigkeitsbereich einer anderen Behörde wechselt. In diesem Fall gilt der Betrieb bei der einen Behörde als aufgegeben, bei der anderen als neu angemeldet.
Es gibt jedoch auch Ausnahmen von der Anmeldepflicht. Beispielsweise sind bestimmte Tätigkeiten in der Landwirtschaft sowie klassische freie Berufe wie Ärztinnen und Ärzte, Anwältinnen und Anwälte oder Architektinnen und Architekten nicht von der Gewerbeanmeldung betroffen. Auch wer ausschließlich die Verwaltung seines eigenen Vermögens betreibt, muss kein Gewerbe anmelden. In diesen Fällen handelt es sich nicht um eine gewerbliche, sondern um eine private oder freiberufliche Tätigkeit, die nicht der Gewerbeordnung unterliegt.
Wie kann man einen Gewerbeschein beantragen?
In Deutschland erfolgt die Beantragung eines Gewerbescheins beim zuständigen Gewerbeamt der Stadt oder Gemeinde, in der das Unternehmen ansässig ist. Der Antrag kann gestellt werden, indem Sie beim Gewerbeamt ein entsprechendes Formular anfordern und ausfüllen. Dieses Formular kann in der Regel telefonisch, online oder per E-Mail angefordert werden. Geben Sie dabei die erforderlichen Informationen zu Ihrer Person, Ihrem Geschäftssitz und zur Art Ihres Gewerbes an.
Anmeldung einreichen
Viele Städte und Kommunen bieten mittlerweile die Option, die Gewerbeanmeldung online durchzuführen. In diesem Fall reichen Sie Ihren ausgefüllten Gewerbeantrag sowie alle zusätzlich angeforderten Dokumente per E-Mail oder über das entsprechende Online-Portal ein.
Alternativ können Sie Ihr Gewerbe auch persönlich bei Ihrem Gewerbeamt vor Ort anmelden. Vereinbaren Sie hierfür einen Termin und bringen Sie folgende Unterlagen mit:
- das ausgefüllte Anmeldeformular
- einen gültigen Personalausweis oder Reisepass zur Identifizierung
- gegebenenfalls spezielle Genehmigungen oder Zulassungen, wie einen Meisterbrief für bestimmte Handwerksbetriebe oder eine Konzession bei genehmigungspflichtigen Gastronomiebetrieben
- gegebenenfalls ein Führungszeugnis
- gegebenenfalls eine Auskunft aus dem Gewerbezentralregister
Gebühr zahlen
Bei der Gewerbeanmeldung fällt eine Gebühr an, die Sie zum Abschluss des Prozesses entrichten müssen. Die Zahlung erfolgt in der Regel direkt vor Ort, entweder bar oder per EC-Karte.
Gewerbeschein wird überprüft und ausgestellt
Nach der Anmeldung prüft das Gewerbeamt, ob alle Informationen korrekt sind und ob keine rechtlichen Hindernisse vorliegen. Fällt die Prüfung positiv aus, erhalten Sie den Gewerbeschein und sind damit offiziell berechtigt, Ihre gewerbliche Tätigkeit auszuüben.
Was ist nach Erhalt des Gewerbescheins wichtig?
Mit der Ausstellung des Gewerbescheins ist die Anmeldung Ihres Unternehmens noch nicht vollständig abgeschlossen. In der Regel leitet das Gewerbeamt Ihre Daten automatisch an folgende Stellen weiter:
Finanzamt: Sie erhalten einen Fragebogen zur steuerlichen Erfassung. Darin machen Sie Angaben zu Ihrer Tätigkeit sowie zu erwarteten Umsätzen und Gewinnen. Außerdem müssen Sie festlegen, ob Sie eine Regelbesteuerung wählen oder die Kleinunternehmerregelung in Anspruch nehmen möchten.
IHK oder HWK: Die Mitgliedschaft in der Industrie- und Handelskammer (IHK) oder der Handwerkskammer (IHK) oder der Handwerkskammer (HWK) ist für Gewerbetreibende Pflicht. Sie werden automatisch angemeldet.
Berufsgenossenschaft: Die Anmeldung bei der Berufsgenossenschaft ist erforderlich für die gesetzliche Unfallversicherung. Sie muss innerhalb einer Woche nach der Gewerbeanmeldung erfolgen. Zwar informiert das Gewerbeamt die zuständige Berufsgenossenschaft, dennoch ist es ratsam, selbst Kontakt aufzunehmen, um die Frist sicher einzuhalten. Sie erhalten einen Erhebungsbogen sowie ein Anmeldeformular. Eine Übersicht der zuständigen Berufsgenossenschaften finden Sie beim Spitzenverband der gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV).
Darüber hinaus sollten Sie notwendige Versicherungen für Ihren Betrieb prüfen, ein Geschäftskonto eröffnen und eine ordnungsgemäße Buchhaltung einrichten. Sobald diese grundlegenden Punkte geregelt sind, spielt auch die effiziente Gestaltung der täglichen Abläufe eine wichtige Rolle. Hier können Sie Ihre Workflows mit Stripe automatisieren: Um die Rechnungsstellung zu vereinfachen, greifen Sie auf Stripe Invoicing zurück – eine Lösung, mit der Sie unter anderem Rechnungen in nur wenigen Klicks online erstellen und versenden können. Wenn Sie einen schnellen Zugang zu Wachstumskapital benötigen, können Sie mit Stripe Capital in wenigen Minuten einen Kredit erhalten, ohne die üblichen Formalitäten eines Bankkredits. Die Rückzahlung erfolgt umsatzabhängig, das heißt, die Zahlungen werden entsprechend Ihrer Unternehmensleistung skaliert.
Was kostet ein Gewerbeschein?
Die Kosten für einen Gewerbeschein sind in Deutschland nicht einheitlich festgelegt. Jede Stadt oder Gemeinde bestimmt die Höhe der Gebühr selbst. In der Praxis bewegen sich die Kosten in einem überschaubaren Rahmen und werden einmalig bei der Anmeldung erhoben.
Üblicherweise zahlen Einzelpersonen und Personengesellschaften ähnliche Beträge wie juristische Personen, wobei die genaue Höhe je nach Verwaltung unterschiedlich ausfallen kann. Auch zusätzliche Vertreter/innen können zu einer gesonderten Gebühr führen.
Wer seinen Gewerbeschein beantragen möchte, sollte sich beim zuständigen Gewerbeamt oder auf der Website der Stadt oder Gemeinde informieren, welche Kosten im Einzelfall anfallen.
Wie schnell erhält man den Gewerbeschein nach der Anmeldung?
Wenn Sie Ihr Gewerbe persönlich beim Gewerbeamt anmelden, erhalten Sie Ihren Gewerbeschein meist sofort vor Ort. Bei einer schriftlichen oder elektronischen Anmeldung wird Ihnen der Gewerbeschein in der Regel innerhalb weniger Tage postalisch zugeschickt. Die genaue Dauer hängt von der Bearbeitungszeit des jeweiligen Gewerbeamts ab. Falls zusätzliche Angaben oder Dokumente nachgereicht werden müssen, kann sich der Prozess verlängern.
Wie lange ist ein Gewerbeschein gültig?
Ein Gewerbeschein ist grundsätzlich so lange gültig, wie das entsprechende Gewerbe betrieben wird. Es handelt sich demnach um eine unbefristete Bestätigung. Allerdings müssen Sie Änderungen im Gewerbebetrieb dem zuständigen Gewerbeamt mitteilen. Dazu zählen unter anderem ein Umzug des Geschäftssitzes oder eine Veränderung der ausgeübten Tätigkeit. Änderungen wie diese müssen Sie der Behörde umgehend melden, damit der Gewerbeschein weiterhin gültig bleibt.
Falls das Gewerbe aufgegeben wird, ist zudem eine Gewerbeabmeldung erforderlich. Diese muss ebenfalls beim Gewerbeamt erfolgen. Andernfalls gilt das Gewerbe weiterhin als aktiv, wodurch steuerliche und rechtliche Pflichten fortbestehen.
Wie kann man eine Zweitschrift des Gewerbescheins erhalten?
Wenn Sie Ihren Gewerbeschein verloren haben, er beschädigt oder aus anderen Gründen unbrauchbar ist, können Sie eine Zweitschrift beantragen. Nehmen Sie hierfür Kontakt mit dem Gewerbeamt auf, das den ursprünglichen Schein ausgestellt hat. Der Antrag auf eine Zweitschrift ist meist unkompliziert und kann entweder persönlich, schriftlich oder online gestellt werden.
Für die Antragstellung benötigen Sie üblicherweise einen gültigen Ausweis zur Identifizierung und das Datum der ursprünglichen Anmeldung. In einigen Fällen wird zusätzlich eine schriftliche Erklärung verlangt, dass der ursprüngliche Schein nicht mehr auffindbar ist. Für die Zweitschrift fällt in der Regel eine Gebühr an, die je nach Stadt oder Gemeinde variiert.
Der Inhalt dieses Artikels dient nur zu allgemeinen Informations- und Bildungszwecken und sollte nicht als Rechts- oder Steuerberatung interpretiert werden. Stripe übernimmt keine Gewähr oder Garantie für die Richtigkeit, Vollständigkeit, Angemessenheit oder Aktualität der Informationen in diesem Artikel. Sie sollten den Rat eines in Ihrem steuerlichen Zuständigkeitsbereich zugelassenen kompetenten Rechtsbeistands oder von einer Steuerberatungsstelle einholen und sich hinsichtlich Ihrer speziellen Situation beraten lassen.