Verbindlichkeiten in Deutschland: Das sollten Unternehmen wissen

  1. Einführung
  2. Was sind Verbindlichkeiten?
    1. Unternehmensrelevante Verbindlichkeiten auf einen Blick
  3. Wie kommt es zu Verbindlichkeiten?
  4. Wo stehen die Verbindlichkeiten in der Bilanz?
  5. Verbindlichkeiten erklärt: Beispiele aus dem Alltagsgeschäft eines Unternehmens
  6. Was sind kurzfristige und was langfristige Verbindlichkeiten?
    1. Beispiele für kurzfristige Verbindlichkeiten:
    2. Beispiele für langfristige Verbindlichkeiten:
  7. Was ist der Unterschied zwischen Kreditoren und Debitoren?
    1. Der Waren- und Rechnungsfluss von den Liefernden über das Unternehmen bis zur Kundschaft
  8. Was ist der Unterschied zwischen Verbindlichkeiten und Rückstellungen?
    1. Rückstellungen sind keine Rücklagen
    2. Rückstellung – einfach erklärt an einem Beispiel

Eine Verbindlichkeit ist eine Verpflichtung, die ein Unternehmen gegenüber seinen Lieferantinnen und Lieferanten oder gegenüber seiner Kundschaft hat. Bei einer Verbindlichkeit handelt es sich meist um eine Geldleistung. Sie kann aber auch aus einer Sachleistung bestehen. Erfahren Sie in diesem Artikel, was Sie in Ihrem Geschäftsalltag zu Verbindlichkeiten wissen sollten. Wir fokussieren uns hier auf die betriebswirtschaftliche Anwendung des Begriffs Verbindlichkeiten.

Worum geht es in diesem Artikel?

  • Was sind Verbindlichkeiten?
  • Wie kommt es zu Verbindlichkeiten?
  • Wo stehen die Verbindlichkeiten in der Bilanz?
  • Verbindlichkeiten erklärt: Beispiele aus dem Alltagsgeschäft eines Unternehmens
    Was sind kurzfristige und was langfristige Verbindlichkeiten?
  • Was ist der Unterschied zwischen Kreditoren und Debitoren?
  • Was ist der Unterschied zwischen Verbindlichkeiten und Rückstellungen?

Was sind Verbindlichkeiten?

Bilanztechnisch gesehen sind Verbindlichkeiten Verpflichtungen des Unternehmens gegenüber Gläubigerinnen und Gläubigern, die entweder schuldrechtlicher Natur wie ein Warenkauf auf Rechnung oder öffentlich-rechtlicher Natur wie das Abführen von Steuern sind. Die wichtigsten Gläubiger/innen sind Lieferantinnen und Lieferanten, Kreditinstitute und das Finanzamt. Die Verpflichtungen können sowohl Geldleistungen als auch Sachleistungen sein.

Unternehmensrelevante Verbindlichkeiten auf einen Blick

Für die Bilanz des Unternehmens sind folgende Verbindlichkeiten relevant:

  • Bankdarlehen, also Verbindlichkeiten, die das Unternehmen gegenüber Kreditinstituten hat.
  • Warenlieferungen von Lieferantinnen und Lieferanten, also Verbindlichkeiten, die aus Lieferungen und Leistungen an das Unternehmen resultieren.
  • Konzernverbindlichkeiten, also Verbindlichkeiten, die das Unternehmen gegenüber sogenannten verbundenen Unternehmen hat.
  • Personalverbindlichkeiten, also Verbindlichkeiten wie Löhne, Gehälter und gesetzliche Aufwendungen, die das Unternehmen gegenüber seinem Personal hat.
  • Steuerverbindlichkeiten, also Verbindlichkeiten wie Steuerschulden, die das Unternehmen hat, und Verbindlichkeiten, die sich aus Umsatzsteuern oder einbehaltenen Lohnsteuern ergeben, die das Unternehmen für Dritte abführen muss.

Wie kommt es zu Verbindlichkeiten?

Verbindlichkeiten kommen immer dann zustande, wenn Schuldner/innen eine vereinbarte Gegenleistung zu einer Leistung von Gläubigerinnen/Gläubigern noch nicht erbracht haben, die sie schon erhalten haben. Verbindlichkeiten werden deshalb auch Schulden genannt, gleichwohl sie nicht zwingend auf eine Verschuldung oder gar Überschuldung des Unternehmens hinweisen müssen.

Es gibt drei Bedingungen, damit es zu Verbindlichkeiten kommt:

  • Ein/e Lieferant/in, auch Gläubiger/in genannt, hat bereits eine vereinbarte Leistung erbracht.
  • Es wurde vereinbart, dass das Unternehmen für die von den Gläubigerinnen/Gläubigern erbrachte Leistung eine Gegenleistung leistet. Üblich ist eine Geldleistung.
  • Die vereinbarte Gegenleistung steht noch aus. Solange das Unternehmen seine Verpflichtung zur Gegenleistung noch nicht erfüllt hat, gilt es als Schuldner.

Daraus folgt, dass Verbindlichkeiten nicht zustande kommen, wenn das Unternehmen seine Gegenleistung zeitgleich mit der Leistung der Gläubiger/innen erbringt oder unmittelbar danach.

Um Verbindlichkeiten vom allgemeinen unternehmerischen Risiko abzugrenzen, prüft man beim möglichen Zustandekommen von Verbindlichkeiten, ob die folgenden drei Merkmale zutreffen:

  • Die Leistungen hinter Verbindlichkeiten müssen erzwingbar sein. Das heißt, dass Gläubiger/innen ihren Anspruch auf die Leistungen auch vor Gericht einklagen und durchsetzen können.
  • Ihre Erfüllung muss zu einer Vermögensminderung führen, die auch Vermögensbelastung genannt wird. Das heißt, dass künftige Aufwendungen zum Erfüllen der Verpflichtung als abziehbare Ausgaben gelten.
  • Die Leistungen müssen in Höhe und Fälligkeit quantifizierbar sein. Das heißt, dass die wirtschaftliche Last, die aus den Leistungen resultiert, abgrenzbar und einzeln bewertbar ist.

Wo stehen die Verbindlichkeiten in der Bilanz?

Die finanzielle Situation eines Unternehmens lässt sich zu jedem Zeitpunkt in einem Finanzbericht darstellen. Dieser Bericht wird auch Bilanz genannt. Eine Bilanz hat immer zwei Seiten: die sogenannte Aktivseite und Passivseite. Geregelt wird die Gliederung der Bilanz im gleichnamigen § 266 des Handelsgesetzbuches (HGB):

Auf der Aktivseite stehen die Vermögenswerte des Unternehmens. Damit sind alle Werte gemeint, über die es verfügt, um seine Geschäfte auszuführen. Das sind beispielsweise das sogenannte Anlagevermögen mit Immobilien, Maschinen und Patenten. Diese kann das Unternehmen langfristig nutzen, um Einkommen zu erzielen. Auch das sogenannte Umlaufvermögen gehört zu den Vermögenswerten. Es umfasst die Lagerbestände, Forderungen und Kasse. Das sind Posten, die das Unternehmen kurzfristig verwendet, um seinen laufenden Betrieb zu finanzieren.

Auf der Passivseite der Bilanz steht zum einen das Eigenkapital des Unternehmens. Dazu zählen alle Eigenmittel wie Aktienkapital, Gewinnrücklagen oder Einlagen von Gesellschafterinnen und Gesellschaftern. Zum anderen steht das Fremdkapital auf der Passivseite der Bilanz. Dazu zählen die Verbindlichkeiten und die Rückstellungen.

Wichtig ist, dass beide Seiten einer Bilanz in sich ausgeglichen sein müssen. Zudem muss das Vermögen dem Kapital entsprechen.

Die Bilanz ist für das Unternehmen ebenso bedeutsam wie für alle möglicherweise daran beteiligten Seiten, die in das Unternehmen investiert oder ihm Kredite und andere Finanzdienstleistungen bereitgestellt haben. Denn sie gewährt Einblick in die Finanzlage des Unternehmens und beantwortet unter anderem die Frage: Ist das Unternehmen verschuldet – und falls ja, ist es fähig, seine Verbindlichkeiten zu begleichen?

Verbindlichkeiten erklärt: Beispiele aus dem Alltagsgeschäft eines Unternehmens

Als Unternehmen erleben Sie das Zustandekommen unterschiedlicher Verbindlichkeiten im Geschäftsalltag: In unserem Beispiel betreiben Sie eine Marketingagentur in der Rechtsform beziehungsweise Unternehmensform Kommanditgesellschaft (KG).

1. Verbindlichkeiten, die wegen Lieferungen an und Leistungen für das Unternehmen zustande kommen: Ihr multifunktionaler Drucker, Scanner und Kopierer brauchen neuen Toner. Sie ordern den Toner von Ihrer/m Lieferantin/Lieferanten, bezahlen die zughörige Rechnung aber nicht sofort. Es kommt zu einer Verbindlichkeit.

2. Verbindlichkeiten, die wegen der Aufnahme eines Kredits zustande kommen: Ihr Multifunktionsgerät ist irreparabel kaputt. Sie kaufen ein neues und finanzieren es über ein Bankdarlehen. Das Darlehen, auch Kredit genannt, hat eine Laufzeit von fünf Jahren. Es kommt zu Verbindlichkeiten gegenüber Ihrem Kreditinstitut.

3. Verbindlichkeiten, die infolge von Anzahlungen zustande kommen: Sie haben das neue Multifunktionsgerät zunächst nur angezahlt und warten, zum Beispiel aus Liquiditätsgründen mit dem Bezahlen des kompletten Kaufbetrages, bis dieser laut der zugehörigen Rechnung fällig wird.

4. Verbindlichkeiten, die aufgrund noch ausstehender Steuerzahlungen zustande kommen: Sie haben die für Ihre Marketingagentur regelmäßig abzuführende Umsatzsteuer an das zuständige Finanzamt noch nicht bezahlt.

5. Verbindlichkeiten, die aufgrund von Beteiligungen an Ihrem Unternehmen zustande kommen: Sie haben nur beschränkt haftende Gesellschafter/innen, auch Kommanditist/innen genannt, an Ihrer Marketingagentur beteiligt, denen Sie noch Anteile am Gewinn des vergangenen Jahres schulden. Es kommt zu Verbindlichkeiten gegenüber den Teilhabenden.

Zu Verbindlichkeiten kommt es auch dann, wenn Sie als Unternehmen Anleihen herausgeben. Gegenüber denen, die Ihre Anleihen kaufen, gehen Sie Verbindlichkeiten ein. Eine Anleihe ist ein Finanzierungsmittel: Als Unternehmen leihen Sie sich für einen bestimmten Zeitraum Geld am Kapitalmarkt. Die Anlegenden, die auch Zeichnende genannt werden, gewähren dem Unternehmen, das die Anleihe herausgibt, eine bestimmte Geldsumme, sprich einen Kredit. Als Kaufende der Anleihe wird man zur/m Gläubiger/in, als Herausgebende zur/m Schuldner/in.

Was sind kurzfristige und was langfristige Verbindlichkeiten?

Es lassen sich kurzfristige und langfristige Verbindlichkeiten unterscheiden.

Beispiele für kurzfristige Verbindlichkeiten:

  • Dispokredite: Dies sind Kredite innerhalb eines Kreditrahmens, den die Bank dem Unternehmen für ein Girokonto einräumt. Das Konto kann man bis zur vereinbarten Höhe überziehen.
  • Lieferungen und Leistungen: Auch Verbindlichkeiten, die aus Lieferungen an und Leistungen für das Unternehmen resultieren, sind kurzfristiger Natur – siehe Beispiel 1 oben.
  • Anzahlungen: Sie gehören ebenfalls zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten – siehe Beispiel 3 oben.
  • Steuern und Sozialabgaben: Sie gelten als kurzfristige Verbindlichkeiten – siehe Beispiel 4 oben.

Beispiele für langfristige Verbindlichkeiten:

  • Anleihen (Schuldverschreibungen mit fester Verzinsung): Sie zählen zu den langfristigen Verbindlichkeiten – siehe Beispiel 5 oben.
  • Darlehen (Kredite, mit einer Laufzeit von mindestens einem Jahr): Darlehen gehören auch in diese Kategorie – siehe Beispiel 2 oben.
  • Hypotheken: Zudem sind Hypotheken, auch Hypothekendarlehen genannt, ein Beispiel für langfristige Verbindlichkeiten.

Was ist der Unterschied zwischen Kreditoren und Debitoren?

Diejenigen, die etwas liefern, werden Kreditor/in beziehungsweise Gläubiger/in genannt. Sie stellen den Debitorinnen und Debitoren ihre Leistungen in Form von Waren, Geld oder Arbeitszeit zur Verfügung. Die Debitorinnen und Debitoren schulden den Kreditorinnen und Kreditoren die entsprechend vereinbarte Gegenleistung.

Die Begriffe kommen meist zum Einsatz, wenn es um „Zielkäufe” geht. So nennt man Käufe mit einem festgelegten Zahlungstermin beziehungsweise einer festgelegten Zahlungsfrist. Sobald Rechnungsdatum und Zahlungsdatum voneinander abweichen werden Kreditoren und Debitoren relevant: Zahlt ein Unternehmen die zu einer Lieferung eingehende Rechnung nicht sofort, entsteht ein sogenannter „Offener Posten“. In diesem Moment schuldet das Unternehmen seiner Lieferantin oder seinem Lieferanten den ausstehenden Rechnungsbetrag und wird damit Debitor/in. Buchhalterisch lässt sich dieser Geschäftsvorgang auch so betrachten: Die Lieferantin oder der Lieferant gewähren dem Unternehmen einen so genannten Lieferantenkredit. Deshalb nennt man die Liefernden auch Kreditor/in.

Der Waren- und Rechnungsfluss von den Liefernden über das Unternehmen bis zur Kundschaft

Mit dem Begriff Verbindlichkeiten und dessen Gegenstück, den Forderungen, lassen sich der Waren- und Rechnungsfluss in der Bilanz des Unternehmens beschreiben. Diese sehen wie folgt aus:

Liefernde → Ware/Rechnung → Unternehmen → Ware/Rechnung → Kundschaft

Kreditor/in → Verbindlichkeiten → Unternehmen → Forderungen → Debitor/in

Verbindlichkeiten stehen in diesem Flussschema für

  • Das, was das Unternehmen anderen schuldet: Dies sind Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen, die das Unternehmen gegenüber seinen Lieferantinnen und Lieferanten hat.
  • Das, was andere dem Unternehmen schulden: Dies sind ausstehende Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, die das Unternehmen gegenüber der Kundschaft hat. Forderungen sind somit das Gegenstück von Verbindlichkeiten: Es handelt sich dabei um rechtliche Ansprüche auf Zahlungen, Sach- oder Dienstleistungen, die ein Unternehmen gegenüber einer Schuldnerin oder einem Schuldner geltend macht.

Bei einem Vertragsabschluss gehen beide Vertragsparteien, sowohl die Kreditorinnen und Kreditoren als auch die Debitorinnen und Debitoren, ein Risiko ein:

  • Für Kreditorinnen und Kreditoren: Für sie besteht das Risiko darin, dass die Debitorinnen und Debitoren den offenen Forderungen nicht nachkommen.
  • Für Debitorinnen und Debitoren: Für sie besteht das Risiko darin, dass das Unternehmen zahlungsunfähig wird, also insolvent geht.

Was ist der Unterschied zwischen Verbindlichkeiten und Rückstellungen?

Bei Verbindlichkeiten sind, anders als bei Rückstellungen, die Fälligkeit in Form eines Zahlungszeitpunkts oder -zeitraums und die Zahlungshöhe bekannt. Rückstellungen hingegen werden für künftige Verluste oder Aufwendungen gebildet, die zum Zeitpunkt der Bilanzierung noch ungewiss sind.

Rückstellungen sind keine Rücklagen

Rückstellungen sind Teil des Fremdkapitals. Das ist auch der Grund dafür, dass Rückstellungen nicht mit Rücklagen gleichzusetzen sind. Rückstellungen werden als Aufwand gebucht und mindern den Gewinn. Rücklagen dagegen sind gebundenes Eigenkapital. Sie werden aus dem Unternehmensgewinn einbehalten und erhöhen das Eigenkapital.

Rückstellung – einfach erklärt an einem Beispiel

Angenommen, ein Agenturchef beschäftigt ein ganzes Team. Jedem Teammitglied bietet er eine betriebliche Altersvorsorge an. Deshalb muss er eine Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten bilden. Zu diesen gehören auch die Pensionsrückstellungen für seine Mitarbeitenden. Denn bei der Bilanzierung kann er weder die Zahlungshöhe beziffern noch deren Fälligkeit terminieren. Die Rückstellungen werden deshalb hierbei nach versicherungsmathematischen Grundsätzen bewertet.

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