Ein Forderungsausfall kann für ein Unternehmen gravierende Folgen haben, wenn dadurch die Liquidität des Unternehmens gefährdet wird. In diesem Artikel erklären wir, was unter einem Forderungsausfall zu verstehen ist und wie Sie Ihr Unternehmen davor schützen können.
Worum geht es in diesem Artikel?
- Was ist ein Forderungsausfall?
- Was sind die Gründe für einen Forderungsausfall?
- Welche Folgen kann ein Forderungsausfall für ein Unternehmen haben?
- Wie kann ich mich gegen Forderungsausfälle schützen?
- Wie kann man sich gegen Forderungsausfälle versichern?
Was ist ein Forderungsausfall?
Bei einem Forderungsausfall kommt ein/e Schuldner/in den Verbindlichkeiten gegenüber einem/einer Leistungserbringer/in nicht nach und begleicht eine Rechnung nicht fristgerecht. Das Unternehmen, das die Zahlung einfordert, erhält sein Geld nicht und schreibt Verluste, wenn die Kundin bzw. der Kunde die Zahlung verweigert oder zahlungsunfähig ist. Im unternehmerischen Prozess trägt der/die Leistungserbringer/in das Risiko eines Zahlungsausfalls, wenn im Vorfeld einer Geschäftsbeziehung keine Maßnahmen zum Schutz gegen Forderungsausfälle getroffen werden.
Welche Folgen kann ein Forderungsausfall für ein Unternehmen haben?
Ein Forderungsausfall kann die Liquidität eines Unternehmens gefährden und es in Zahlungsschwierigkeiten bringen, sodass es seinerseits seine finanziellen Verpflichtungen nicht fristgerecht oder überhaupt nicht erfüllen kann.
Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) sind von der Zahlungsmoral ihrer Kundschaft besonders abhängig, da man hier mit dem Working Capital, dem im laufenden Betrieb verfügbaren Kapital, in der Regel schnell an seine Grenzen kommt. Im schlimmsten Fall können mehrere Forderungsausfälle, die ein an sich gesundes Unternehmen in kurzer Zeit treffen, das Liquiditätsmanagement überfordern und sogar zur Insolvenz führen.
Entscheidend ist, dass es erst gar nicht so weit kommt und die eigene Liquidität nicht gefährdet wird. Für jedes Unternehmen ist es deshalb wichtig, Liquiditätsengpässe frühzeitig zu erkennen und gegen drohende Zahlungsausfälle Vorsorge zu treffen.
Wie kann ich mich gegen Forderungsausfälle schützen?
Es ist wichtig, rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen, die vor Zahlungsausfällen schützen. Wenn Sie Ihr Forderungsmanagement genau prüfen und insgesamt effizienter gestalten, trägt dies bereits dazu bei, Forderungsausfälle zu verhindern. So begünstigen beispielsweise folgende Maßnahmen in Ihrem Forderungsmanagement die fristgerechte Zahlung von Rechnungen Ihrer Kundschaft:
- Rechnungen zeitnah stellen – das sichert die Liquidität
- Zahlungsmethoden anbieten, die Ihren Kundinnen und Kunden die Zahlung einfach machen
- Festsetzen von Vorauszahlungen – Leistungserbringung auf Vorkasse
- Verkürzte Forderungslaufzeiten – wählen Sie das Zahlungsziel so, dass die eigene Liquidität nicht gefährdet wird
- Zahlungsanreize bieten – zum Beispiel durch Skonto-Gewährung
Darüber hinaus empfiehlt sich der Einsatz von Softwarelösungen, um das Forderungs- und Debitorenmanagement effizienter zu gestalten. Sie behalten dadurch leichter den Überblick über offene Rechnungen und können schneller und konsequenter ausbleibende Zahlungen anmahnen.
Wie lassen sich Forderungsausfälle vermeiden?
Es gibt auch Maßnahmen, mit denen Sie bereits im Vorfeld einer Geschäftsbeziehung mögliche Zahlungsausfälle weitgehend ausschließen können – das sind die wichtigsten:
1. Bonitätsprüfung
Prüfen Sie die Bonität potenzieller Geschäftspartner/innen und deren Unternehmensdaten, um das Risiko eines Forderungsausfalls zu minimieren. Zur Einschätzung der Kreditwürdigkeit eines Unternehmens bieten sich folgende Quellen an:
- SCHUFA
- Creditreform
- Handelsregister
- IHK
- Bundesanzeiger
Auch können externe Zahlungsdienstleister die Bonitätsprüfung übernehmen. Bei der Beurteilung der Bonität ist in erster Linie das bisherige Zahlungsverhalten einer potenziellen Geschäftspartnerin bzw. eines potenziellen Geschäftspartners von Bedeutung: Wie zuverlässig ist das betreffende Unternehmen in Bezug auf das Begleichen ausstehender Zahlungen? Gab es bereits Mahnverfahren oder gar ein Insolvenzverfahren?
Es empfiehlt sich, dass Unternehmen in die Vertragskonditionen mit aufnehmen, dass der/die Handelspartner/in damit einverstanden ist, sich einer Bonitätsprüfung zu unterziehen. Dann ist der/die Leistungsanbieter/in auf der sicheren Seite – das ist insbesondere dann empfehlenswert, wenn Unternehmen größere Geschäfte abschließen, bei denen durch einen Forderungsausfall ein erheblicher finanzieller Schaden entstehen würde. In diesen Fällen sollte eine Bonitätsprüfung vor Vertragsabschluss erfolgen.
2. Factoring
Nutzen Sie Factoring-Dienstleistungen, das Auslagern des Debitorenmanagements: Ein externes Unternehmen übernimmt die komplette Fakturierung (Rechnungsstellung, Mahnwesen etc.) und das Risiko eines Forderungsausfalls. Sie verkaufen Ihre Forderungen an eine Factoring-Gesellschaft. Das kostet Sie zwar Factoring-Gebühren, doch die Factoring-Gesellschaft trägt im Gegenzug das Risiko eines finanziellen Verlustes. Die durchschnittlichen Kosten fürs Factoring liegen in der Regel bei 1 % des Forderungsvolumens. Hinzu kommen noch Kosten für die regelmäßige Bonitätsprüfung.
Factoring schützt Sie als Unternehmen zuverlässig vor Liquiditätsengpässen, tatsächlich besteht der größte Vorteil des Factorings im Liquiditätsgewinn: Factoring-Unternehmen überweisen direkt nach der Bonitätsprüfung bereits 80 bis 90 % des Forderungsvolumens an das Unternehmen, das die Forderungen verkauft hat. Das erhöht nicht nur die Liquidität, sondern gibt auch finanziellen Spielraum für Investitionen.
Ein weiterer Vorteil: Sie können sich stärker auf ihr eigentliches Business konzentrieren, indem Sie das Debitorenmanagement teilweise oder komplett auslagern. Außerdem sparen Sie dadurch Personalkosten in der Buchhaltung, die dann wiederum für die Factoring-Gebühren frei werden.
3. Versicherung
Schließen Sie eine Versicherung gegen Forderungsausfälle ab – eine Warenkreditversicherung kann beispielsweise Zahlungsausfälle abdecken. Wir erklären Ihnen im Folgenden, was Sie dabei beachten sollten.
Wie kann man sich gegen Forderungsausfälle versichern?
Unternehmen können eine Warenkreditversicherung abschließen – das ist eine Forderungsausfallversicherung, die einspringt, wenn ein/e Schuldner/in zahlungsunfähig ist oder nicht zahlen will. Sie ersetzt die entstandenen Forderungsausfälle bis zur versicherten Höhe, wenn Forderungen uneinbringlich sind. Unternehmen sollten vor Abschluss einer Warenkreditversicherung genau prüfen, wie hoch die Deckungssumme ist und welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit die Versicherung bei einem Zahlungsausfall auch greift.
Der Abschluss einer Warenkreditversicherung ist in Krisenzeiten von besonderer Bedeutung. Denn in Zeiten einer wirtschaftlichen Rezession entstehen durch Preissteigerungen und erhöhten Kostendruck deutlich mehr Forderungsausfälle. Selbst Kundinnen und Kunden, die bisher zuverlässig ihre Rechnungen bezahlt haben, können dann vermehrt zahlungsunfähig werden. Eine Warenkreditversicherung kann diese Situation für Unternehmen entschärfen. Sie kann sowohl für den nationalen als auch internationalen Handel abgeschlossen werden.
Darüber hinaus schützt eine Warenkreditversicherung nicht nur vor Forderungsausfällen, sie stabilisiert gleichzeitig die eigene Liquidität – das wiederum verbessert die Beziehung zu den eigenen Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartnern. Eine Warenkreditversicherung bietet also für Unternehmen viele Vorteile, die auf den ersten Blick nicht unbedingt ersichtlich sind. Unternehmen sollten dennoch abwägen, ob sich eine Warenkreditversicherung in ihrem Fall rechnet, und dabei insbesondere die Branche und die Kundenstruktur berücksichtigen.
Lohnt sich eine Warenkreditversicherung?
Wie teuer eine Warenkreditversicherung ist, kann nicht pauschal beantwortet werden. Es gibt mehrere Faktoren, die die Höhe der Versicherungskosten bestimmen. Das sind vor allem die Handelspartner/innen des zu versichernden Unternehmens und die Branche, in der es agiert. Von den damit verbundenen Risiken macht eine Versicherungsgesellschaft die Höhe der Versicherungskosten abhängig. Die Kosten variieren je nach Versicherer und der Höhe der Deckungssumme.
In jedem Fall werden jedoch die Kosten, die durch den Abschluss einer Warenkreditversicherung entstehen, deutlich geringer sein als der zu erwartende finanzielle Verlust bei einem Forderungsausfall. Zudem sind die Kosten für eine Kreditversicherung als Betriebsausgaben steuerlich absetzbar – unter rein finanziellem Aspekt betrachtet lohnt sich die Warenkreditversicherung deshalb für ein Unternehmen in der Regel.
Bei der Überlegung, ob sich eine Kreditversicherung lohnt, spielt jedoch nicht allein der reine Kostenaspekt eine Rolle. Viel mehr ins Gewicht fällt hier für jedes Unternehmen die übergeordnete Kosten-Nutzen-Rechnung: Was bringt mir eine Warenkreditversicherung, welchen Schaden kann ich damit für das Unternehmen abwenden? Unternehmen sollten deshalb auch Folgendes bedenken:
In manchen Branchen kommen Zahlungsausfälle häufiger vor als in anderen Branchen. Hier kann eine Warenkreditversicherung unumgänglich sein.
Wenn Ihr Unternehmen besonders auf pünktliche Zahlungseingänge angewiesen ist, um laufende Kosten zu decken, sorgt eine Warenkreditversicherung, die Forderungsausfälle abdeckt, für eine höhere Liquidität.
Letztlich hängt es auch von der individuellen Risikobereitschaft des Unternehmens ab, ob es bereit ist, einen Zahlungsausfall selbst, sprich ohne eine Versicherung zu schultern. Sie können auch eine Risikoanalyse für Ihr Unternehmen durchführen. So sehen Sie normalerweise sehr deutlich, ob in Ihrem Fall eine Warenkreditversicherung Ihr Unternehmen vor finanziellen Verlusten schützen kann oder ob sie nicht unbedingt notwendig ist. Holen Sie darüber hinaus vorher den Rat von Branchenexpertinnen und -experten ein, bevor Sie sich für oder gegen eine Warenkreditversicherung entscheiden.
Der Inhalt dieses Artikels dient nur zu allgemeinen Informations- und Bildungszwecken und sollte nicht als Rechts- oder Steuerberatung interpretiert werden. Stripe übernimmt keine Gewähr oder Garantie für die Richtigkeit, Vollständigkeit, Angemessenheit oder Aktualität der Informationen in diesem Artikel. Sie sollten den Rat eines in Ihrem steuerlichen Zuständigkeitsbereich zugelassenen kompetenten Rechtsbeistands oder von einer Steuerberatungsstelle einholen und sich hinsichtlich Ihrer speziellen Situation beraten lassen.