Geldwäsche in Deutschland

  1. Einführung
  2. Was ist Geldwäsche?
  3. Wo und wie wird in Deutschland Geld gewaschen?
  4. Wie wird Bargeld zur Geldwäsche verwendet?
  5. Wie funktioniert Geldwäsche mit Immobilien?
  6. Wie wird Geldwäsche in Deutschland bekämpft?
  7. Wie hoch sind die Strafen für Geldwäsche?
  8. Wie schneidet Deutschland im internationalen Vergleich ab?

Deutschland ist nach wie vor ein Ziel für Geldwäscher/innen – trotz einiger gesetzlicher Verbesserungen der jüngsten Vergangenheit. Auch Unternehmen müssen sich laut Gesetz aktiv am Kampf gegen das Verbrechen beteiligen. In unserem Artikel erfahren Sie, was Geldwäsche ist und wie in Deutschland zum Beispiel mit Bargeld oder Immobilien Geld gewaschen wird. Zudem erfahren Sie, wie der Staat Geldwäsche bekämpft, welche Strafen Kriminellen drohen und wie Deutschland im internationalen Vergleich abschneidet.

Worum geht es in diesem Artikel?

  • Was ist Geldwäsche?
  • Wo und wie wird in Deutschland Geld gewaschen?
  • Wie wird Bargeld zur Geldwäsche verwendet?
  • Wie funktioniert Geldwäsche mit Immobilien?
  • Wie wird Geldwäsche in Deutschland bekämpft?
  • Wie hoch sind die Strafen für Geldwäsche?
  • Wie schneidet Deutschland im internationalen Vergleich ab?

Was ist Geldwäsche?

Geldwäsche (engl. money laundering, kurz ML) ist das Einschleusen von illegal erwirtschafteten Geldern in den legalen Finanz- und Wirtschaftskreislauf. Da Kriminelle ihre Einnahmen nicht einfach auf ein Konto einzahlen können, ohne dass Banken Verdacht schöpfen, muss die Herkunft des Geldes verschleiert werden. Dies geschieht, indem das Geld den Weg über diverse Konten oder Firmen nimmt, und die Spuren der Kriminellen verwischt werden. Dadurch wird „schmutziges Geld”, das beispielsweise durch Raub, Korruption, Erpressung, illegales Glücksspiel oder Drogen- und Waffenhandel generiert wurde, „gewaschen”. Das Geld wird auf diese Weise vor dem Zugriff des Staates versteckt. Geldwäsche steht häufig im Zusammenhang mit organisierter Kriminalität und mafiösen Strukturen.

Die Menge des weltweit gewaschenen Gelds wird vom Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) auf jährlich 800 Milliarden bis zwei Billionen US-Dollar geschätzt. Dies ist einerseits problematisch, weil den Staatskassen Milliardensummen an Steuern entgehen, die für das Allgemeinwohl genutzt werden könnten. Andererseits ist Geldwäsche für ehrliche Unternehmen ein Wettbewerbsnachteil, wenn die Konkurrenz illegales Geld nutzt. Doch neben den wirtschaftlichen Herausforderungen stellt die Geldwäsche vor allem aus einem anderen Grund ein massives Problem dar: Jeder gewaschene Dollar und auch Euro stärkt die organisierte Kriminalität und ist ein Sicherheitsrisiko für die Allgemeinheit. Denn Geldwäsche verschafft Kriminellen und Terroristen die Mittel, um ihre illegalen Aktivitäten zu finanzieren.

Wo und wie wird in Deutschland Geld gewaschen?

Das Bundeskriminalamt unterscheidet bei der Geldwäsche drei Phasen: In Phase eins, der Platzierungsphase, wird illegales Geld erstmals in den legalen Wirtschaftskreislauf eingeführt – beispielsweise durch die Einzahlung größerer Bargeldsummen bei Kreditinstituten, die Nutzung von Geldtransfer-Diensten oder den Kauf teurer Güter mit Bargeld. Häufig geht es vor allem darum, große Mengen Bargeld ohne Herkunftsnachweis auf ein Konto zu bringen. In Deutschland werden dafür – wie in anderen Ländern auch – unter anderem Restaurants, Casinos, Wettbüros oder Spielbanken genutzt. Generell ist Geldwäsche in nahezu jedem Geschäft möglich, in dem bar gezahlt wird. Um große Summen zu verschleiern, werden von den Kriminellen bargeldintensive Branchen bevorzugt. Geldwäsche kann aber auch über Import-Export-Geschäfte laufen. Dabei werden die Zahlen über Importe und Exporte gefälscht und so illegale Gelder eingeschleust. Hierfür werden häufig große Netzwerke und Strukturen genutzt.

In der zweiten Phase des Geldwäscheprozesses, der Verschleierungsphase, werden komplexe Transaktionen durchgeführt, um die Herkunft des Geldes zu vertuschen. Mit Hilfe von Geldtransfers zwischen verschiedenen Bankkonten, Ländern und Währungen, der Nutzung von Briefkastenfirmen oder der Durchführung von Scheingeschäften wird die Verbindung der illegalen Gelder zu ihrer Quelle gekappt.

Schließlich gelangt das Geld in der dritten Phase, der Integrationsphase, aus einer scheinbar legalen Quelle zurück in den Wirtschaftskreislauf. Hier kommt es wieder bei den Straftäterinnen und Straftätern an. Diese können es dann wie rechtmäßig erwirtschaftetes Geld nutzen.

Wie wird Bargeld zur Geldwäsche verwendet?

Ein häufig genutzter Tatort für das Waschen von Bargeld sind Restaurants. Dabei gibt ein/e Gastronom/in mehr Gäste im System an, als in Wirklichkeit vor Ort waren. Das illegale Bargeld für die fiktiven Mahlzeiten wird in den Kassen verbucht, ohne dass die Speisen serviert wurden. Plötzlich sind es reale Einnahmen und auch wenn diese Einnahmen versteuert werden müssen – das Schwarzgeld ist reingewaschen.

Orte wie Casinos, an denen so viel Geld die Besitzer/innen wechselt, sind für Kriminelle zumindest theoretisch die beste Umgebung für Geldwäsche. Spieler/innen tauschen ihr illegales Geld gegen Jetons, spielen nur um eine kleine Summe und tauschen das Geld dann wieder in sauberes Geld. Der Haken dabei: Häufig erhalten Spieler/innen keine Quittung, also keinen Beleg darüber, dass das Geld aus einer legalen Quelle stammt. Auch die Auszahlung auf ein Konto ist im Normalfall nicht möglich. Anders bei Online-Casinos: Hier wird das Geld auf ein Bankkonto ausgezahlt. Allerdings kann beim digitalen Glücksspiel kein Bargeld eingezahlt werden. Dieses kann jedoch in einem Zwischenschritt in mehr oder weniger anonyme Zahlungsmittel – wie Guthabenkarten oder Zahlungen mit E-Wallets und Kryptowährungen – umgetauscht werden.

Bei bestimmten Formen der Sportwette – wenn auf Festquoten gewettet wird – können Kriminelle besonders einfach Geld waschen. Mit der Arbitrage-Methode kann das illegal erworbene Geld so eingesetzt werden, dass garantiert 90 % oder mehr davon wieder bei den Spieler/innen landen. Wer beispielsweise bei einem Fußballspiel das Geld aufteilt und bei drei verschiedenen Wettbüros platziert – einmal auf den Sieg der Heimmannschaft, einmal auf Unentschieden und einmal auf Niederlage, verzeichnet am Ende höchstens einen geringen Verlust. Denn auch wenn die Wette bei zwei Büros verloren geht, wird die dritte Wette einen beträchtlichen Gewinn bringen. Am Ende steht nahezu die gleiche Summe wie zu Beginn – und für diese erhalten Spieler/innen auch eine Quittung, dass das Geld legal gewonnen wurde.

Wie funktioniert Geldwäsche mit Immobilien?

Bis zum 1. April 2023 war in Deutschland der Kauf von Immobilien bei Kriminellen besonders beliebt, um Geld zu waschen. Denn zuvor war es möglich, diese bar zu bezahlen. Schätzungen der Antikorruptionsorganisation Transparency International zufolge wurden in Deutschland 15 bis 30 % aller kriminellen Vermögenswerte in Immobilien investiert. Damit war der deutsche Immobilienmarkt lange Zeit ein Tummelplatz für Schwerkriminelle. Zumal auch heute noch eine vollständige Transparenz fehlt, wem welche Immobilie gehört. Ein lückenloses Immobilienregister existiert in Deutschland nicht.

Ende 2022 ist das Zweite Sanktionsdurchsetzungsgesetz (SDG II) in Kraft getreten. Es wurde unter anderem festgelegt, dass es ab April 2023 nicht mehr möglich ist, Immobilien bar zu bezahlen. Die Neuregelung ist ein wichtiger Meilenstein, um die Geldwäsche im Immobiliensektor zu bekämpfen. Darüber hinaus ist es eine gute Nachricht für alle legalen Hauskäufer/innen – denn die Käufe mit illegalen Finanzmitteln haben auf dem Markt die Nachfrage erhöht und die Preise steigen lassen.

Wie wird Geldwäsche in Deutschland bekämpft?

In Deutschland wird Geldwäsche vom Staat vor allem mithilfe des Geldwäschegesetzes (GwG) bekämpft. Das GwG macht aus Geldwäsche einen Straftatbestand, der behördlich verfolgt werden kann. Die Grundlage des deutschen Gesetzes bildet die EU-Geldwäscherichtlinie (Anti-Money Laundering Directive, AMLD), die im Rahmen nationaler Gesetze umgesetzt werden muss. Das GwG betrifft sowohl Privatpersonen als auch eine Reihe von Wirtschaftsakteurinnen und -akteuren. Für Erstere gilt bei Bareinzahlungen und -transaktionen ein Freibetrag von 10.000 Euro. Wer bei seiner Bank mehr einzahlen möchte, muss einen Finanznachweis erbringen. Bei Neukundinnen und -kunden können Banken den Nachweis bereits ab 2.500 Euro einfordern. Der Freibetrag von 10.000 Euro gilt für Privatpersonen auch beim Kauf von Waren: Wer beispielsweise ein Auto im Wert von 12.000 Euro bar bezahlen möchte, muss sich auf eine Überprüfung der Personalien einstellen. Zudem müssen Händler/innen die Transaktion mit einem Formular schriftlich festhalten.

Wirtschaftsakteurinnen und -akteure werden durch das GwG zu besonderer Sorgfalt und Aufsicht verpflichtet, damit Verdachtsfälle der Geldwäsche möglichst früh erkannt werden. Zu den Pflichten gehören unter anderem ein wirksames Risikomanagement. Dies meint beispielsweise eine Risikoanalyse der Vertriebspartner/innen sowie die Implementierung von individuellen, unternehmens- oder betriebsinternen Sicherungsmaßnahmen, die aus der Analyse abgeleitet werden. Darüber hinaus haben Unternehmen im Rahmen des GwGs Sorgfaltspflichten: Sie müssen die Vertragspartner/innen eindeutig identifizieren und Informationen über den Zweck der Geschäftsbeziehung einholen. Zudem müssen Anhaltspunkte für illegale Aktivitäten bei der Zentralstelle für Finanztransaktionsuntersuchungen (FIU) gemeldet werden. Zu diesen Anhaltspunkten zählen unter anderem Bareinzahlungen über 10.000 Euro sowie der Transport oder die Lagerung großer Bargeldbeträge.

Welchen weiteren Pflichten Unternehmen nachkommen müssen und für welche Unternehmen das Geldwäschegesetz gilt, erfahren Sie hier.

Wie hoch sind die Strafen für Geldwäsche?

Wer in Deutschland der Geldwäsche überführt wird oder geldwäscherechtliche Vorgaben missachtet, muss mit hohen Strafen rechnen. Laut § 261 StGB kann Geldwäsche mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren geahndet werden. Doch nicht nur der aktive Akt ist strafbar: Unternehmen sind darüber hinaus verpflichtet, verdächtige Aktivitäten zu melden, die auf Geldwäsche hindeuten. Bei Zuwiderhandlungen drohen laut § 56 GwG Geldbußen bis zu 150.000 Euro. Schwerwiegende, sich wiederholende und systematische Verstöße werden mit bis zu fünf Millionen Euro beziehungsweise 10 % des Vorjahresumsatzes geahndet. Zudem sind die zuständigen Aufsichts- und Verwaltungsbehörden berechtigt, unanfechtbare Bußgeldentscheidungen auf der eigenen Internetseite zu veröffentlichen. Der Name der Straftäter/innen wird demnach öffentlich gemacht.

Wie schneidet Deutschland im internationalen Vergleich ab?

Geldwäsche ist in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern vergleichsweise stark verbreitet. Im Jahr 2022 war die Demokratische Republik Kongo das Land mit dem höchsten Risiko von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung. Es erreichte einen Anti-Money Laundering Index von 8,3. Dieser Index reicht von 0 bis 10. Finnland hingegen war mit einem Index von 2,88 das Land mit dem geringsten Risiko, Deutschland schnitt im Ranking mit 4,21 ab.

Dies lässt sich unter anderem darauf zurückführen, dass es hierzulande viele Banken, häufig auch kleinere Institute, gibt und die Deutschen eine Vorliebe für Bargeld haben. Zudem ist Deutschland durch seine politische Stabilität und die wirtschaftliche Stärke ein attraktives Land für Geldwäscher/innen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil Täter/innen lange Zeit bei strafrechtlicher Verfolgung mit nur wenigen Konsequenzen rechnen mussten.

Dies wurde unter anderem von der Financial Action Task Force (FATF), einem Gremium der Industriestaaten-Organisation OECD, in der Vergangenheit häufig kritisiert. Im Jahr 2020 mussten sich laut FATF beispielsweise nur rund 1.000 Personen in Deutschland wegen Geldwäsche juristisch verantworten – obwohl mehr als 37.000 Untersuchungen eröffnet wurden. Auch deshalb stand Deutschland mehrfach kurz davor, von der FATF auf die graue oder schwarze Liste gesetzt zu werden. Auf der grauen Liste landen Länder mit einem erhöhten Risiko für Geldwäsche und Terrorismusfinazierung; auf der schwarzen Liste Hochrisikoländer.

Entgegen des Trends eines allgemeinen Kriminalitätsrückgangs sind die Fallzahlen bei der Geldwäsche in den vergangenen Jahren hierzulande kontinuierlich gestiegen: Schätzungen zufolge werden jedes Jahr rund 100 Milliarden Euro in Deutschland gewaschen. Doch obwohl alleine 2022 22.614 Fälle von Geldwäsche polizeilich erfasst wurden, liegt die Dunkelziffer noch deutlich höher. Im gleichen Jahr erfasste das Bundeskriminalamt (BKA) in Deutschland 203 Verfahren im Bereich der organisierten Kriminalität, bei denen es Hinweise auf Geldwäsche gab. Dies sind knapp ein Drittel der erfassten Fälle. Erfahren Sie mehr dazu, wie sich die Situation der organisierten Kriminalität in den vergangenen zehn Jahren entwickelt hat.

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