Der weltweite FinTech-Markt wurde im Jahr 2023 auf etwa 227 Milliarden USD geschätzt und wird bis 2032 voraussichtlich auf über 917 Milliarden USD anwachsen. Im Zuge der Weiterentwicklung der Finanztechnologie interagieren Unternehmen und Kundinnen/Kunden auf unterschiedliche Weise mit Finanzdienstleistungen. Zwei Geschäftsmodelle, die diesen Wandel verkörpern, sind Embedded Finance und Banking-as-a-Service (BaaS). Embedded Finance dürfte allein in den USA bis 2026 ein Volumen von 7 Billionen USD an Finanztransaktionen insgesamt erreichen.
Embedded Finance und BaaS machen die Vermittlung der traditionellen Finanzinstitute überflüssig. Sie revolutionieren die Interaktion der Menschen mit Geld und die Art von Unternehmen, die an diesen Interaktionen beteiligt sind. Allerdings unterscheiden sich Embedded-Finance- und BaaS-Modelle in ihren Methoden, der technischen Umsetzung und den Zielmärkten. Im Folgenden gehen wir auf ihre technischen Unterscheidungsmerkmale ein und erläutern, wie Unternehmen diese Modelle nutzen, um ihren Kundinnen/Kunden und anderen Unternehmen eine breite Palette von Finanzdienstleistungen anzubieten.
Worum geht es in diesem Artikel?
- Was ist Embedded Finance?
- Was ist Banking-as-a-Service (BaaS)?
- Embedded Finance vs. Banking-as-a-Service
Was ist Embedded Finance?
Embedded Finance ist die Integration von Technologien für Finanzdienstleistungen in Plattformen außerhalb des Finanzsektors. Über Schnittstellen zur Anwendungsprogrammierung (Application Programming Interfaces, APIs) können diese Plattformen Dienstleistungen wie Zahlungsabwicklung, Kreditvergabe oder Versicherungsabschluss anbieten und so Finanztransaktionen zu einem Teil der Kundenerfahrung machen.
Was ist Banking-as-a-Service (BaaS)?
Banking-as-a-Service (BaaS) ist ein Modell, bei dem Finanzinstitute über APIs Zugang zu ihren zentralen Bankfunktionen bieten. Dies ermöglicht es Drittunternehmen, ihre eigenen Finanzprodukte zu entwickeln, ohne selbst zur Bank werden zu müssen. Mithilfe der APIs können diese Unternehmen eine breite Palette von Dienstleistungen entwickeln und bereitstellen, darunter Zahlungen, Kontoverwaltung und auch komplexere Funktionen wie Darlehensvergabe und Risikobewertung. BaaS bewirkt eine Verlagerung hin zu zunehmend modularen und anpassbaren Bankdienstleistungen, was sich direkt darauf auswirkt, wie Finanzdienstleistungen angeboten und genutzt werden.
Embedded Finance vs. Banking-as-a-Service
Embedded-Finance- und BaaS-Modelle haben die Umwälzung der traditionellen Finanzsysteme beschleunigt und arbeiten dabei auf ganz unterschiedliche Weise. Beide nutzen für ihre Dienstleistungen APIs, ihre Ziele, Zielgruppen und die allgemeinen Auswirkungen auf Finanztransaktionen unterscheiden sich jedoch voneinander. Nachfolgend geben wir einen Überblick über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Modelle.
Embedded Finance
Embedded Finance integriert Finanzdienstleistungen in Plattformen, die auf verschiedene Aktivitäten ausgerichtet sind. Ob im Einzelhandel, bei Reisebuchungen oder im Bereich Social Media – Embedded Finance ermöglicht es diesen Plattformen, Bankfunktionen wie Zahlungen, Kredite oder Versicherungen hinzuzufügen. Dank dieser Integration können Kundinnen und Kunden der Plattform Finanztransaktionen durchführen, ohne die ihnen vertraute Plattform zu verlassen. So kann beispielsweise eine App für Mitfahrgelegenheiten ihren Kundinnen und Kunden einen Kredit für eine Fahrt anbieten, der direkt von einem in derselben App verlinkten Konto abgebucht wird.
Banking-as-a-Service
BaaS liefert die Bausteine für Finanzdienstleistungen, indem es Unternehmen über APIs eine Auswahl an modularen Finanzfunktionen bietet. Man stelle sich das als „Banking à la carte“ vor, bei dem ein Drittanbieter wählen kann, welche Bankfunktionen er in seine Plattform integrieren möchte. Das ist besonders für FinTech-Start-ups vorteilhaft, die schnell starten wollen, ohne eine vollwertige Bankinfrastruktur aufzubauen. Beispielsweise kann ein FinTech-Unternehmen BaaS nutzen, um seinen Kundinnen und Kunden die Möglichkeit zu bieten, Konten einzurichten, Geld zu überweisen und in den Aktienmarkt zu investieren – alles über APIs, die von einer Partnerbank bereitgestellt werden.
Aufsichtsrechtliche Überlegungen
Die beiden Geschäftsmodelle gehen unterschiedlich mit aufsichtsrechtlichen Fragen um. Unternehmen, die Embedded Finance implementieren, gehen häufig Partnerschaften mit Finanzinstituten ein, um die Verantwortung für die Compliance zu teilen, da es der primären Plattform in der Regel an Fachwissen über Finanzvorschriften fehlt. Bei BaaS hingegen besteht für gewöhnlich eine direktere Beziehung zwischen dem FinTech-Unternehmen und seinen Kundinnen und Kunden, da das Unternehmen bis zu einem gewissen Grad wie eine Bank funktioniert. Aus diesem Grund unterliegen Unternehmen, die BaaS anbieten, einer stärkeren aufsichtsrechtlichen Kontrolle, Lizenzierungsanforderungen, Berichtspflichten und Anforderungen an interne Compliance-Beauftragte.
Daten und Analysen
Embedded Finance und BaaS bieten unterschiedliche Arten von Daten für die Analyse. Embedded Finance liefert in der Regel Einblicke in das Kundenverhalten für eine bestimmte Aktivität oder einen bestimmten Sektor, z. B. den Einzelhandel oder das Transportwesen. Unternehmen können diese Daten nutzen, um Finanzproduktangebote in dem jeweiligen Kontext zu optimieren. BaaS liefert allgemeinere Finanzdaten, da es sich auf eigenständige Finanzdienstleistungen konzentriert. Diese Daten können äußerst wertvoll sein, allerdings fehlen ihnen die kontextspezifischen Erkenntnisse, die Embedded Finance bieten kann.
Zielmärkte
Beide Modelle versuchen, Lücken im derzeitigen Marktangebot zu schließen, sind aber jeweils auf unterschiedliche Kundenbedürfnisse und -präferenzen abgestimmt. Im Folgenden finden Sie einen kurzen Überblick darüber, welche Art von Kundschaft das jeweilige Modell in erster Linie anspricht:
Embedded Finance
- Generelle Kundschaft: Jede Person, die sich mit einer kundenorientierten Plattform beschäftigt, gehört zu dieser Kategorie, insbesondere diejenigen, die eine zentrale Anlaufstelle für verschiedene Zwecke schätzen.
- Gig-Worker: Dank der in ihre Arbeitsplattformen eingebetteten On-the-Fly-Zahlungslösungen stellen diese Arbeitskräfte eine weitere wichtige Kundengruppe dar.
- Inhaber/innen von Kleinunternehmen: Die Bedürfnisse von Inhaberinnen und Inhabern von Kleinunternehmen, insbesondere von Online-Shops, die integrierte Zahlungs- oder Kreditlösungen benötigen, können mit Embedded Finance erfüllt werden.
Banking-as-a-Service
- FinTech-Liebhaber: BaaS spricht oft sogenannte „Early Adopters“ (also frühzeitige Anwender/innen) an, die neue Finanzprodukte wie Challenger-Banken und Robo-Advisor gerne gleich ausprobieren.
- Kleine und mittelständische Unternehmen: Für Unternehmen, die modulare Finanzlösungen wünschen, ohne sich an ein einziges Bankinstitut zu binden, ist BaaS oft eine gute Wahl.
- Menschen ohne ausreichenden Zugang zu Banken: BaaS bieten oft einfachere Zugangsvoraussetzungen und sind für Bevölkerungsgruppen, die keinen ausreichenden Zugang zu Banken haben, leichter zugänglich als herkömmliche Finanzdienstleistungen.
Embedded-Finance-Modelle zielen meist auf eine breite Kundenbasis ab, wobei der Schwerpunkt auf Nutzerfreundlichkeit und funktionsreichen Erfahrungen liegt. BaaS hat eine spezifischere Zielgruppe. Dazu gehören Personen, die mit traditionellen Bankoptionen unzufrieden sind, modulare Lösungen benötigen oder in traditionellen Finanzsystemen unterrepräsentiert sind.
Embedded Finance erweitert die Funktionalität von Nicht-Finanzplattformen um Finanzdienstleistungen, während BaaS es Unternehmen ermöglicht, ohne großen Aufwand eigenständige Finanzdienstleistungen anzubieten. Beide spielen eine wichtige Rolle für die Zukunft des Finanzwesens und gestalten aktiv die Bereitstellung von Dienstleistungen, die Anbieter dieser Dienstleistungen und die Art und Weise, wie Kundinnen und Kunden mit ihren Finanzen umgehen.
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