Virtuelle IBANs (vIBANs) sind digitale Bankverbindungen, die traditionelle Konten mit modernen Finanzlösungen verknüpfen. Sie vereinfachen Transaktionen und steigern die Effizienz, weshalb ihre Nutzung weiter zunehmen dürfte.
In diesem Artikel erfahren Sie, was virtuelle IBANs sind, welche Regularien in Deutschland gelten und welche Vor- sowie Nachteile sie mit sich bringen.
Worum geht’s in diesem Artikel?
Was ist eine virtuelle IBAN?
- Welche Regularien gelten für virtuelle IBANs in Deutschland?
- Welche Vorteile hat der Einsatz von virtuellen IBANs?
- Welche Herausforderungen gehen mit virtuellen IBANs einher?
- Wer setzt virtuelle IBANs ein?
Was ist eine virtuelle IBAN?
Es gibt derzeit keine allgemeingültige Definition für den Begriff virtuelle IBAN. Nach dem gängigen Sprachgebrauch handelt es sich bei einer virtuellen IBAN, auf Englisch Virtual IBAN oder auch vBAN oder vIBAN genannt, aber um eine digitale Kontonummer, die einem physischen Bankkonto zugeordnet ist.
IBAN steht als Abkürzung für International Bank Account Number. Unternehmen können für jeden Kunden bzw. jede Kundin oder jede Transaktion eine eigene virtuelle IBAN generieren. Bei einem Kauf überweist die Kundschaft dann direkt an diese ihm zugewiesene IBAN. Die virtuelle IBAN ist mit einem zentralen Bankkonto des Unternehmens verknüpft.
Welche Regularien gelten für virtuelle IBANs in Deutschland?
In Deutschland unterliegen virtuelle IBANs verschiedenen Regularien. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat festgelegt, dass Kreditinstitute verpflichtet sind, alle an Zahlungsdienstleister ausgegebenen IBANs, einschließlich virtueller IBANs, in einem Dateisystem zu speichern. Dies regelt § 24c Absatz 1 Kreditwesengesetz (KWG). Diese Verpflichtung hat die BaFin im Dezember 2020 durch eine Allgemeinverfügung gemäß § 6 Absatz 3 KWG in Verbindung mit § 24c Absatz 1 KWG erlassen.
Seit diesem Zeitpunkt müssen Kreditinstitute alle neu ausgegebenen virtuellen IBANs unverzüglich, korrekt und vollständig im Dateisystem speichern. Dabei müssen die Kreditinstitute auch die Namen der Endkundschaft angeben, denen diese IBANs zugeordnet sind. Diese Maßnahme dient der Transparenz und der Geldwäschebekämpfung.
Daneben gelten in Deutschland für virtuelle IBANs auch die allgemeinen Regelungen des Zahlungsdiensteaufsichtsgesetzes, kurz ZAG. Dieses Gesetz regelt, wie Institute Zahlungsdienste erbringen und E-Geld ausgeben dürfen. Anbieter von virtuellen IBANs müssen daher eine entsprechende Erlaubnis der BaFin besitzen. Zudem unterliegen sie den Bestimmungen des Geldwäschegesetzes. Das bedeutet, dass sie Maßnahmen implementieren müssen, die Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung verhindern. Dazu zählen unter anderem die Identifizierung von Kunden und die Meldung verdächtiger Transaktionen.
Nicht zuletzt müssen Kreditinstitute die allgemeinen Vorgaben zur IBAN-Erstellung und -Verwendung beachten, wie sie beispielsweise von der Deutschen Bundesbank festgelegt wurden. IBANs setzen sich aus mehreren Teilen zusammen, die jeweils eine bestimmte Bedeutung haben. In Deutschland hat die IBAN 22 Stellen.
- Am Anfang der IBAN steht der Ländercode, zum Beispiel DE in Deutschland. Jedes Land hat seinen eigenen Code.
- Die folgende Prüfziffer besteht aus zwei Zahlen und dient der Fehlererkennung. Sie wird automatisch berechnet.
- Auf die Prüfziffer folgt die Bankleitzahl, die die Bank des Kontoinhabers bzw. der Kontoinhaberin identifiziert. In Deutschland sind das acht Ziffern.
- Die letzten zehn Ziffern geben die Kontonummer des Kunden/der Kundin bei der Bank an. Falls die Kontonummer weniger als zehn Ziffern hat, wird sie mit Nullen aufgefüllt.
Welche Vorteile hat der Einsatz von virtuellen IBANs?
Virtuelle IBANs bieten Standard-IBANs gegenüber viele Vorteile. Sobald Unternehmen Produkte oder Dienstleistungen an ihre Kundschaft verkaufen, müssen diese bezahlt werden. Der Bezahlvorgang selbst lässt sich jedoch unterschiedlich gestalten. Bei einer Banküberweisung können Kundinnen und Kunden beispielsweise über den Zeitpunkt der Zahlung und die Höhe des Betrags entscheiden – anders als bei Kartenzahlungen oder dem SEPA-Lastschriftverfahren. Bei einer Überweisung muss die Kundschaft zudem keinen Zugriff auf ihr Konto oder die Kreditkarte gewähren, was das eigene Sicherheitsgefühl erhöht.
Diese Freiheit auf Kundenseite hat jedoch einen deutlich höheren Aufwand auf Unternehmensseite zur Folge. Nutzer/innen geben unter Umständen falsche Beträge ein oder vertauschen Ziffern bei der IBAN. Hinzu kommt, dass auf einem Firmenkonto üblicherweise Zahlungen von vielen verschiedenen Kundinnen und Kunden eingehen. Die Buchhaltung muss dann jede Zahlung manuell einem Kunden/einer Kundin oder einer Rechnung zuordnen. Das ist zeitaufwendig und fehleranfällig. Alternativ können Unternehmen zwar separate Bankkonten für verschiedene Geschäftsbereiche oder Standorte nutzen. Das bedeutet jedoch einen entsprechenden Verwaltungsaufwand und höhere Bankgebühren.
Mit virtuellen IBANs sparen Unternehmen Zeit und Kosten bei der Zahlungsabwicklung – und erhöhen die Sicherheit. Im Folgenden listen wir die wichtigsten Vorteile im Detail auf:
Mehr Effizienz
Jede Transaktion oder jeder Kunde/jede Kundin erhält eine eigene virtuelle IBAN. Das ermöglicht eine automatische und eindeutige Zuordnung von Zahlungseingängen, was Verwaltungskosten spart und Gebühren für Bankkonten reduziert.
Einfache Liquiditätsverwaltung
Alle virtuellen IBANs sind mit einem Hauptkonto verknüpft. So behalten Unternehmen den Überblick über ihre Finanzen und können ihre Cashflows effizienter steuern.
Vereinfachter internationaler Zahlungsverkehr
Virtuelle IBANs lassen sich in verschiedenen Währungen einrichten, was den internationalen Zahlungsverkehr vereinfacht und Währungsumrechnungen überflüssig macht. Zudem ermöglichen sie es, lokale Bankverbindungen zu simulieren, sodass Kundinnen und Kunden Zahlungen innerhalb ihres eigenen Landes vornehmen können. Dies kann die Kundenzufriedenheit erhöhen.
Hohe Sicherheit
Virtuelle IBANs bieten für Unternehmen eine höhere Sicherheit, da sie lediglich als Empfangsadresse fungieren und an ein Hauptkonto gekoppelt sind. Sie können damit nicht für Auszahlungen oder Überweisungen genutzt werden. Selbst wenn eine virtuelle IBAN in falsche Hände gerät, kann damit kein Geld abgebucht werden. Unternehmen behalten die volle Kontrolle und können verdächtige virtuelle IBANs sofort deaktivieren oder ersetzen, ohne dass ihr Hauptkonto gefährdet wird.
Ein weiterer Vorteil ist der Datenschutz. Unternehmen müssen ihre echten Bankverbindungen nicht öffentlich machen, sondern arbeiten nur mit virtuellen IBANs. Das erschwert gezielte Betrugsversuche, da Angreifer/innen keinen direkten Zugriff auf das Hauptkonto erhalten.
Welche Herausforderungen gehen mit virtuellen IBANs einher?
Mit der Ausgabe von virtuellen IBANs gehen für Unternehmen einige Herausforderungen einher. Diese betreffen Regulatorik, Technik, Kosten und Sicherheit.
Regulatorische Anforderungen
Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie alle gesetzlichen Vorgaben einhalten, insbesondere im Bereich der Geldwäscheprävention. Die BaFin hat für das Jahr 2025 betont, dass das Risiko für Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung hoch ist und daher erhöhte Aufmerksamkeit erfordert. Werden virtuelle IBANs verwendet, kann das Transaktionen schwerer nachvollziehbar machen, weil Absender/in und Empfänger/in von Zahlungen sowie deren geografischer Aufenthaltsort schwieriger zu identifizieren sind. Dies kann es erschweren, die erforderlichen Sorgfaltspflichten nach der geltenden Geldwäscherichtlinie wahrzunehmen. Auch das Transaktionsmonitoring kann beeinträchtigt werden.
Möglich ist ebenso, dass die virtuelle IBAN einen anderen Ländercode als den Code erhält, der mit dem Hauptkonto eigentlich verknüpft sein müsste. Das kann den Anschein erwecken, das Konto werde im Inland geführt und unterliege somit der inländischen Regulierung und Kontrolle. Kundinnen und Kunden könnten hierdurch getäuscht werden.
Technische Integration
Unternehmen müssen virtuelle IBANs in die bestehenden Finanzsysteme integrieren. Dazu gehören beispielsweise die Buchhaltungssoftware, Enterprise Resource Planning Systeme, kurz ERP-Systeme oder Zahlungsgateways. Unternehmen müssen sicherstellen, dass Zahlungseingänge über virtuelle IBANs automatisch den richtigen Kundinnen und Kunden oder Rechnungen zugeordnet werden. Dies erfordert Schnittstellen, sogenannte APIs, die mit den bestehenden Systemen kommunizieren.
Eine weitere technische Herausforderung ist die Synchronisation mit Banken und Zahlungsdienstleistern. Nicht alle Systeme unterstützen virtuelle IBANs standardmäßig. Unternehmen müssen daher eventuell individuelle Anpassungen vornehmen oder mit einem Zahlungsdienstleister arbeiten, der virtuelle IBANs einfach verwaltbar macht.
Kostenstruktur
Unternehmen sollten darauf achten, ob Banken oder Zahlungsdienstleister Gebühren für die Einrichtung von virtuellen IBANs oder Transaktionen aufrufen. Die Gebührenstruktur kann je nach Anbieter und Anforderungen des Unternehmens variieren und sollte im Vorfeld geklärt werden.
Betrugsprävention
Virtuelle IBANs sind Teil eines digitalen Zahlungssystems und können damit zum Ziel für Cyberangriffe, Betrug oder Phishing werden. Eine verlässliche Verwaltung der virtuellen IBANs auf einer zentralen Plattform ist damit ebenso wichtig wie robuste Systeme zur Zahlungserfassung und -zuordnung. Virtuelle IBANs sollten daher in einer Umgebung betrieben werden, die strenge Sicherheitsprotokolle beachtet, wie etwa Zwei-Faktor-Authentifizierung, kurz 2FA, oder fortgeschrittene Verschlüsselungstechnologien.
Vorteile |
Herausforderungen |
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So kann Stripe Sie unterstützen
Mit Stripe Connect können traditionelle Unternehmen, Marktplätze oder Plattformen virtuelle Konten für ihre Nutzer/innen verwalten. Dazu erhält jede ausgehende Rechnung eine individuelle virtuelle IBAN. Kundinnen und Kunden leisten ihre Zahlungen dann auf individuelle virtuelle Konten, die automatisch einem Hauptkonto zugeordnet werden. Dabei kann Stripe Zahlungen in verschiedenen Währungen abwickeln, oft mit besseren Wechselkursen als traditionelle Kreditinstitute.
Hat ein Kunde/eine Kundin versehentlich zu viel bezahlt, können Unternehmen diesen Fehler über das Stripe Dashboard und die API-Schnittstelle beheben. Auf die gleiche Weise lassen sich Rückerstattungs- und Retourenprozesse vereinfachen.
Zudem steht mit Stripe Treasury eine API-gesteuerte Lösung zur Verfügung, mit der Unternehmen Bankfunktionen in ihre Plattformen integrieren können. Stripe Issuing ermöglicht es, individuelle Kontodaten für Zahlungsströme zu erstellen. So unterstützt Stripe Unternehmen dabei, virtuelle IBANs nahtlos in bestehende Systeme einzubinden, ohne komplexe Bankintegrationen selbst programmieren zu müssen.
Stripe erfüllt höchste Sicherheitsanforderungen, einschließlich der PCI DSS Level1 Compliance. Dabei handelt es sich um einen globalen Sicherheitsstandard für alle Organisationen, die Informationen über Karteninhaber/innen und/oder sensible Authentifizierungsdaten speichern, verarbeiten oder übertragen. Die Technologie von Stripe Radar nutzt außerdem Maschinelles Lernen, um verdächtige Transaktionen in Echtzeit zu erkennen und reduziert so das Risiko von Betrug durch falsche virtuelle IBANs sowie manipulierte Zahlungen.
Wer setzt virtuelle IBANs ein?
Virtuelle IBANs haben sich in den letzten Jahren als eine wichtige und vielseitige Lösung für Unternehmen im digitalen Zahlungsverkehr etabliert. Vor allem Onlinehändler/innen, Marktplätze und Plattformen wie Airbnb nutzen virtuelle IBANs, um Zahlungen effizient an viele Nutzer/innen weiterzuleiten.
Hinzu kommen Abonnementdienste wie Streaming-Plattformen oder Software-as-a-Service-Anbieter, kurz SaaS, die mit virtuellen IBANs ihre wiederkehrenden Zahlungen verwalten. Finanzdienstleister und Zahlungsanbieter erhöhen durch die Nutzung virtueller IBANs die Sicherheit und Transparenz ihrer Transaktionen, während international agierende Unternehmen mit virtuellen IBANs ihre grenzüberschreitenden Zahlungen vereinfachen.
Der Inhalt dieses Artikels dient nur zu allgemeinen Informations- und Bildungszwecken und sollte nicht als Rechts- oder Steuerberatung interpretiert werden. Stripe übernimmt keine Gewähr oder Garantie für die Richtigkeit, Vollständigkeit, Angemessenheit oder Aktualität der Informationen in diesem Artikel. Sie sollten den Rat eines in Ihrem steuerlichen Zuständigkeitsbereich zugelassenen kompetenten Rechtsbeistands oder von einer Steuerberatungsstelle einholen und sich hinsichtlich Ihrer speziellen Situation beraten lassen.