Der Import von Waren in die Niederlande kann Ihren Cashflow belasten, wenn Sie die Mehrwertsteuer im Voraus entrichten müssen – im Jahr 2023 haben die Niederlande etwa 75,6 Milliarden Euro an Mehrwertsteuer eingenommen. Die Artikel-23-Lizenz („artikel 23 vergunning“ auf Niederländisch) bietet Unternehmen eine weitere Option, indem sie die Steuer von einer sofortigen Ausgabe in einen Posten Ihrer Steuererklärung umwandelt.

Wenn Sie wissen, wie Sie diese Stundungslizenz erhalten und nutzen können, können Sie Kapital freisetzen, die Mehrwertsteuererklärung vereinfachen und die Zollabfertigung für Unternehmen beschleunigen, die regelmäßig Produkte nach Europa einführen. In diesem Leitfaden werden die Regeln und Zulassungskriterien für Artikel 23 sowie die praktischen Schritte zur Beantragung erläutert.

Worum geht es in diesem Artikel?

• Was ist die Mehrwertsteuerstundung gemäß Artikel 23 in den Niederlanden?
  
• Wie verbessert Artikel 23 den Cashflow von Unternehmen?
  
• Wer hat Anspruch auf eine Lizenz gemäß Artikel 23?
  
• So beantragen Sie eine Mehrwertsteuerstundung gemäß Artikel 23:
  
• Wie nutzen Unternehmen die Lizenz gemäß Artikel 23 in der Praxis?
  
• Warum ist der niederländische Ansatz gemäß Artikel 23 in Europa einzigartig?
  
• So kann Stripe Atlas Sie unterstützen
  

Was ist die Mehrwertsteuerstundung gemäß Artikel 23 in den Niederlanden?

Wenn Waren in einem niederländischen Hafen ankommen, gilt standardmäßig, dass 21 % Mehrwertsteuer sofort auf den Zollwert fällig werden. Artikel 23 sieht eine Änderung dieser Regelung vor, indem einem Unternehmen gestattet wird, die Einfuhrumsatzsteuer in seiner nächsten niederländischen Umsatzsteuererklärung zu verbuchen, anstatt die Mehrwertsteuer an der Grenze zu entrichten. In dieser Erklärung zieht der Importeur den gleichen Betrag als Vorsteuer ab, sodass sich netto keine Auswirkungen auf den Cashflow ergeben. Durch die Genehmigung wird eine Zahlung effektiv zu einem Buchungseintrag und Unternehmen können Waren abfertigen, ohne auf die Bearbeitung einer Rückerstattung durch den Zoll warten zu müssen.

Gemäß Artikel 23 müssen Sie die importierten Waren weiterhin in Feld 4a der niederländischen Umsatzsteuererklärung angeben. Die Mehrwertsteuerbemessungsgrundlage muss der Zollwert sein, der auf der Zahlungsaufforderung des Zolls („uitnodiging tot betaling“ oder UTB auf Niederländisch) angegeben ist, und nicht der auf der Kaufrechnung. Da die UTB den korrekten Zollwert widerspiegelt, stellt ihre Verwendung sicher, dass Ihre Erklärung mit den Angaben des Zolls übereinstimmt. Artikel 23 befreit Sie nicht von Zöllen oder Verbrauchsteuern, sodass Sie diese Beträge weiterhin bei Ankunft der Waren begleichen müssen.

Wie verbessert Artikel 23 den Cashflow von Unternehmen?

Der Import von Waren ist in der Regel mit der Zahlung der Mehrwertsteuer an den Zoll verbunden, und es kann Wochen oder Monate dauern, bis diese über die Mehrwertsteuererklärung zurückerstattet wird. Diese Ausgabe kann eine erhebliche Belastung darstellen, insbesondere wenn Ihre Margen knapp sind oder Sie schnell wachsen. Artikel 23 ändert diesen Ablauf. Bei Importen erfassen Sie die Mehrwertsteuer in Ihrer nächsten Steuererklärung, anstatt sie im Voraus zu zahlen. Sie geben den Wert der Waren an, berechnen die fällige Mehrwertsteuer und ziehen diesen Betrag als Vorsteuer in derselben Steuererklärung ab. Ihr Kapital bleibt somit im Unternehmen.

Der Zoll kann Ihre Waren auch schneller abfertigen, da keine Mehrwertsteuerzahlung zu bearbeiten ist, was Verzögerungen vermeidet und Lagerkosten senkt. Und die Mehrwertsteuer auf Importe wird zu einem regulären Posten in Ihrer Steuererklärung, sodass Sie genau wissen, wann sie in Ihren Büchern erscheint und wieder verschwindet. Dies erleichtert es Ihnen, den Wareneingang an die Verkaufszyklen anzupassen und Spitzen und Tiefpunkte zu planen.

Wer hat Anspruch auf eine Lizenz gemäß Artikel 23?

Artikel 23 richtet sich an Unternehmen, die in den Niederlanden ansässig sind und regelmäßig Waren importieren. Nachfolgend sind die von der niederländischen Steuerbehörde festgelegten Anforderungenaufgeführt.

Niederlassung in den Niederlanden

Sie müssen in diesem Land niedergelassen oder ansässig sein. Dies kann ein registriertes Unternehmen, eine Niederlassung, ein Lager oder eine andere feste Einrichtung sein. Das Finanzamt verlangt einen Nachweis, dass Sie von niederländischem Boden aus tätig sind.

Ausländische Unternehmer müssen zusätzliche Schritte unternehmen. Sie können Artikel 23 nicht direkt beantragen, sondern müssen eine/n niederländische/n Steuervertreter/in benennen.

Es gibt zwei Arten der Vertretung:

• Begrenzte Vertretung: Dies bedeutet, dass der/die Vertreter/in Waren unter Verwendung seiner/ihrer eigenen Umsatzsteuer-Identifikationsnummer (USt-IdNr.) importiert und nur die von Ihnen zugewiesenen spezifischen Transaktionen abwickelt.

• Allgemeine Vertretung: Dies ermöglicht Ihnen, eine eigene niederländische Umsatzsteuer-Identifikationsnummer zu erhalten, während der/die Vertreter/in die Einreichungen und die Einhaltung der Vorschriften in Ihrem Namen verwaltet, was Ihnen mehr Flexibilität bietet.

Regelmäßige Importe von außerhalb der EU

Die Genehmigung ist nicht für einmalige Lieferungen gedacht. Sie werden gebeten, Nachweise für regelmäßige Importaktivitäten vorzulegen, wie z. B. Auftragsbestätigungen, Kaufrechnungen und Zollanmeldungen.

Getrennte Verwaltung

Ihre Unterlagen müssen die für jede Einfuhr geschuldete Mehrwertsteuer eindeutig ausweisen. Das bedeutet, dass Sie in Ihrem Buchhaltungssystem ein separates Hauptbuch oder Modul führen müssen, damit Zoll- und Steuerbeamte die Einfuhrwerte leicht überprüfen können.

Finanzielle Garantie

Eine finanzielle Garantie ist obligatorisch. Es gibt eine Mindestgarantie von 5.000 €, die sich jedoch nach Ihrem Importvolumen und Ihrem Risikoprofil richtet. Die Garantie wird häufig von der Steuervertreterin oder vom Steuervertreter gestellt, wenn Sie ein nicht ansässiges Unternehmen sind.

So beantragen Sie eine Mehrwertsteuerstundung gemäß Artikel 23:

Sie sollten das Antragsverfahren gemäß Artikel 23 als Teil einer umfassenderen Compliance-Strategie betrachten. Genaue Unterlagen, fristgerechte Einreichungen und eine proaktive Beziehung zur Steuerbehörde können den Prozess reibungsloser gestalten.

Hier sind die Schritte zur Beantragung einer Stundung und warum jeder einzelne davon wichtig ist.

Registrierung für die Mehrwertsteuer in den Niederlanden

Bevor Sie einen Antrag stellen können, benötigen Sie eine niederländische Umsatzsteuer-Identifikationsnummer (USt-IdNr.). Wenn Sie nicht in den Niederlanden ansässig sind, wird Ihr Steuervertreter im Rahmen seines Mandats eine Umsatzsteuerregistrierung für Sie vornehmen.

Zusammenstellung der erforderlichen Unterlagen

Das Finanzamt benötigt einen Nachweis darüber, dass Sie regelmäßig Importe tätigen. Stellen Sie aktuelle Bestellungen, Rechnungen und Zollanmeldungen zusammen. Fügen Sie Ihrem Antrag Kopien bei. Wenn Sie diese Unterlagen im Voraus einreichen, verringern Sie das Risiko späterer Rückfragen.

Ausfüllen des Antragsformulars

Im Formular werden die Daten Ihres Unternehmens, die Umsatzsteuer-Identifikationsnummer (USt-IdNr.), eine Beschreibung Ihrer Geschäftstätigkeit und die Häufigkeit Ihrer Importe abgefragt. Seien Sie gründlich: Geben Sie Ihre Umsatzsteuer-Identifikationsnummer (USt-IdNr.) auf jedem beigefügten Dokument an und beschreiben Sie Ihre Waren und deren Herkunftsländer. Diese Angaben helfen dem Finanzamt, Ihr Risikoprofil zu bewerten und die Höhe der finanziellen Sicherheit zu bestimmen.

Vereinbarung einer finanziellen Garantie

Eine Bankgarantie oder eine finanzielle Kaution ist erforderlich. Diese schützt die Staatskasse für den Fall, dass die Einfuhrumsatzsteuer nicht ordnungsgemäß abgerechnet wird. Wenn Sie eine Steuervertreterin oder einen Steuervertreter beauftragen, kann dieser die Garantie in Ihrem Namen übernehmen.

Einreichung Ihres Antrags beim Finanzamt

Senden Sie das ausgefüllte Formular und die Anlagen per Post oder über das Online-Steuerportal an die niederländische Steuerbehörde. Reichen Sie Ihren Antrag rechtzeitig ein, da die Bearbeitung etwa acht Wochen dauern kann und Sie nicht möchten, dass Ihre Waren während der Wartezeit beim Zoll festgehalten werden.

Abwarten der Entscheidung

Während des Prüfungszeitraums überprüft die Steuerbehörde Ihre Berechtigung, bewertet Ihre Unterlagen und bestätigt, dass Ihre Sicherheit ausreichend ist. Sie erhalten eine schriftliche Entscheidung. Wenn Ihr Antrag genehmigt wird, können Sie Artikel 23 sofort für zukünftige Importe anwenden.

Die Steuervertreterin oder der Steuervertreter übernimmt die meisten dieser Aufgaben für nicht ansässige Unternehmen. Er bereitet den Antrag vor, organisiert die Bürgschaft, reicht die Unterlagen ein und kümmert sich um alle Fragen des Finanzamtes. Die Vertreterin oder der Vertreter verwaltet auch die laufende Umsatzsteuerberichterstattung und stellt sicher, dass die Einfuhrumsatzsteuer in Ihren Steuererklärungen korrekt angegeben und abgezogen wird.

Wie nutzen Unternehmen die Lizenz gemäß Artikel 23 in der Praxis?

Mit einer Genehmigung gemäß Artikel 23 ist die tägliche Verwaltung der Einfuhrumsatzsteuer unkompliziert. Behandeln Sie sie eher als Buchhaltungsvorgang denn als Bargeldtransaktion.

In der Praxis sieht das wie folgt aus.

Waren durch den Zoll abfertigen

Wenn Ihre Sendung eintrifft, stellt der Zoll eine UTB aus, in der der Zollwert der Waren angegeben ist. Gemäß Artikel 23 wird im Feld „Mehrwertsteuer” auf der UTB der Wert 0 angegeben, da Sie an der Grenze keine Mehrwertsteuer entrichten. Bewahren Sie die UTB als Nachweis für den anzugebenen Wert auf.

Der Zollwert, nicht der Rechnungswert

Die Grundlage für die Berechnung der Mehrwertsteuer in Ihrer Steuererklärung ist der Zollwert auf der UTB, nicht der Preis auf der Rechnung Ihres Lieferanten. Zollbewertungen können Frachtkosten, Versicherungskosten oder Anpassungen enthalten, sodass die Verwendung des Rechnungswerts zu einer Unter- oder Überbewertung der Mehrwertsteuer führen kann. Wiederholte Fehler können Ihre Lizenz gefährden.

Meldung in Ihrer Mehrwertsteuererklärung

Geben Sie in Ihrer niederländischen Mehrwertsteuererklärung den Zollwert in Feld 4a mit der Bezeichnung „Lieferungen/Dienstleistungen aus Ländern außerhalb der EU” ein. Berechnen Sie die Mehrwertsteuer und addieren Sie sie zu Ihrer Ausgangssteuer. Geben Sie direkt darunter denselben Betrag als Vorsteuer an. Wenn Sie voll steuerpflichtig sind, heben sich die beiden Einträge gegenseitig auf und es ist nichts zu zahlen.

Aufbewahrung der Unterlagen

Bewahren Sie die UTB und die zugehörigen Dokumente (z. B. Transportverträge, Einkaufsrechnungen) griffbereit auf. Bei einer Prüfung möchten die Steuerbehörden sicherstellen, dass die von Ihnen angegebenen Beträge mit den Zolldaten übereinstimmen. Eine nachlässige Buchführung oder die Verwendung falscher Werte kann zu Korrekturen oder sogar zum Entzug Ihrer Genehmigung führen.

Der Geltungsbereich von Artikel 23 ist begrenzt. Zölle, Verbrauchsteuern und andere Abgaben müssen weiterhin bei der Einfuhr entrichtet werden. Für die meisten Waren ist die Verwendung der Genehmigung jedoch eine Routineangelegenheit, sobald Sie Ihre Buchhaltung korrekt eingerichtet haben.

Warum ist der niederländische Ansatz gemäß Artikel 23 in Europa einzigartig?

Viele EU-Länder bieten eine Form der aufgeschobenen Einfuhrumsatzsteuer an, aber die Regelung des niederländischen Artikels 23 sticht hervor.

Hier sind die Gründe für seine Einzigartigkeit:

• Breiter Zugang: Jedes Unternehmen mit einer Niederlassung in den Niederlanden kann einen Antrag stellen. Nichtansässige erhalten Zugang über eine Steuervertreterin oder einen Steuervertreter. Es sind keine besonderen Genehmigungen oder Status erforderlich. Sie müssen lediglich die standardmäßigen Zulassungskriterien erfüllen.

• Vierteljährliche Einreichung: Im Gegensatz zu Ländern, die für die Inanspruchnahme der aufgeschobenen Abrechnung monatliche Umsatzsteuererklärungen verlangen, können Sie in den Niederlanden vierteljährliche Erklärungen einreichen. Dies reduziert den Verwaltungsaufwand für kleine und mittlere Importeure.

• Standardgarantie: Eine finanzielle Garantie ist immer erforderlich, aber der Mindestbetrag ist überschaubar. Andere Zuständigkeitsbereiche verlangen möglicherweise höhere Garantien oder beschränken die Regelung auf vertrauenswürdige Händler/innen.

• Kein besonderer Status oder zugelassener Wirtschaftsbeteiligter (AEO): In einigen EU-Ländern ist die aufgeschobene Einfuhrumsatzsteuer auf Unternehmen mit AEO-Status oder anderen Zertifizierungen beschränkt. Die niederländische Regelung kennt keine solche Beschränkung, verzichtet aber auch nicht auf die Aufsicht.

• Logistische Synergie: Die Niederlande kombinieren diesen Steuervorteil mit erstklassigen Häfen und Lagerhäusern. Diese Infrastruktur in Verbindung mit der Cashflow-Neutralität von Artikel 23 erklärt, warum viele globale Unternehmen niederländische Häfen als Tor zur EU wählen.

Zusammengenommen machen diese Merkmale das niederländische System der aufgeschobenen Rechnungslegung zugänglicher und wirkungsvoller für den Cashflow als ähnliche Mechanismen in anderen europäischen Ländern.

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