Widerrufsrecht im Online-Handel: Pflichten, Risiken und Hilfestellungen für Unternehmen in Deutschland

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  1. Einführung
  2. Was ist das Widerrufsrecht?
  3. Welche Pflichten ergeben sich für Online-Händler aus dem Widerrufsrecht?
    1. Widerrufsbelehrung
    2. Widerrufbutton
    3. Rückerstattung des Kaufpreises
    4. Rücksendekosten
    5. Risiko bei Rücksendung
  4. Welche rechtlichen Konsequenzen drohen bei Verstößen gegen das Widerrufsrecht?
    1. Verlängerung des Widerrufsrechts
    2. Abmahnungen und Bußgelder
    3. Schadensersatzforderungen
    4. Rückabwicklung von Verträgen
    5. Reputationsschäden
  5. So kann Stripe Sie unterstützen

Deutsche E-Commerce-Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen online anbieten, müssen den Bestell- und Bezahlprozess rechtssicher gestalten. Dies beinhaltet die Umsetzung zahlreicher gesetzlicher Vorgaben. Neben den AGB, einem Impressum und der Datenschutzerklärung ist auch eine Widerrufsbelehrung unverzichtbar.

In diesem Artikel erfahren Sie, was das Widerrufsrecht gemäß § 355 BGB ist, welche Pflichten sich daraus für Online-Händler in Deutschland ergeben und welche rechtlichen Konsequenzen bei Verstößen drohen. Darüber hinaus zeigen wir, wie Stripe Sie bei der Umsetzung des Widerrufsrechts sowie der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben unterstützen kann.

Worum geht es in diesem Artikel?

  • Was ist das Widerrufsrecht?
  • Welche Pflichten ergeben sich für Online-Händler aus dem Widerrufsrecht?
  • Welche rechtlichen Konsequenzen drohen bei Verstößen gegen das Widerrufsrecht?
  • So kann Stripe Sie unterstützen

Was ist das Widerrufsrecht?

Laut § 355 BGB und § 356 BGB haben Käufer/innen das Recht, einen Fernabsatzvertrag innerhalb von 14 Tagen ohne Angabe von Gründen zu widerrufen. Ein Fernabsatzvertrag ist ein Vertrag zwischen einem Unternehmen und einer Verbraucherin beziehungsweise einem Verbraucher, der über Fernkommunikationsmittel wie Internet, E-Mail oder Telefon geschlossen wird.

Die Frist beginnt bei Dienstleistungen und digitalen Inhalten mit dem Vertragsschluss, beim Warenverkauf mit dem Erhalt der Ware. Werden mehrere Waren getrennt geliefert oder in Teilsendungen versendet, startet sie mit dem Erhalt der letzten Lieferung. Bei Verträgen über die regelmäßige Lieferung von Waren beginnt die Frist mit der ersten Lieferung.

Widerrufen Käufer/innen die Bestellung fristgerecht, sind Online-Händler dazu verpflichtet, den Kaufpreis vollständig zurückzuerstatten. Voraussetzung ist jedoch eine eindeutige Erklärung über den Widerruf, beispielsweise per E-Mail oder über ein spezielles Widerrufsformular. Eine Verweigerung der Annahme oder eine kommentarlose Rücksendung ist nicht ausreichend. Kundinnen und Kunden müssen erhaltene Waren nach dem Widerruf unverzüglich an den Online-Händler zurückschicken.

Das Widerrufsrecht gilt jedoch nicht für alle Verträge. Ausnahmen bestehen beispielsweise bei maßgeschneiderten Produkten, schnell verderblichen Waren oder Waren, deren Verfallsdatum überschritten ist. Gleiches gilt für versiegelte Produkte, die nach der Lieferung entsiegelt wurden und aus Gründen des Gesundheitsschutzes oder der Hygiene nicht zurückgegeben werden können. In § 312g Abs. 2 BGB finden Sie eine Übersicht sämtlicher Waren und Dienstleistungen, die vom Widerrufsrecht ausgeschlossen sind.

Welche Pflichten ergeben sich für Online-Händler aus dem Widerrufsrecht?

Wenn Sie einen Online-Shop betreiben, sind Sie nicht nur verpflichtet, Ihren Käuferinnen und Käufern das Widerrufsrecht zu gewähren. Darüber hinaus müssen Sie die folgenden Pflichten erfüllen:

Widerrufsbelehrung

Online-Händler müssen Verbraucher/innen sowohl vor als auch nach Vertragsabschluss über ihr Widerrufsrecht informieren. Diese Informationspflicht umfasst insbesondere die Widerrufsfrist, die Bedingungen für den Widerruf, das Rücksendeverfahren und die Folgen des Widerrufs. Sie müssen die Widerrufsbelehrung entweder gut sichtbar auf der Website platzieren oder im Bestellprozess anzeigen. In jedem Fall muss sie für Verbraucher/innen einfach und schnell auffindbar sein.

Es empfiehlt sich, den gesetzlich vorgesehenen Mustertext für die Widerrufsbelehrung zu verwenden. Diesen sollten Sie ohne wesentliche Änderungen übernehmen, da eine fehlerhafte Belehrung rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann. Beinhaltet der Vertrag eine Finanzdienstleistung, dürfen Sie den Mustertext nicht ohne Weiteres verwenden. In diesem Fall müssen Sie eine individuell angepasste Widerrufsbelehrung erstellen, die den spezifischen rechtlichen Anforderungen für Finanzprodukte entspricht.

Widerrufbutton

Ab dem 19. Juni 2026 müssen Unternehmen, die B2C-Vertragsabschlüsse online anbieten, eine digitale Widerrufsfunktion auf ihrer Website integrieren. Die EU-Richtlinie 2023/2673 sieht einen Widerrufsbutton vor, der den Widerruf eines Vertrags genauso einfach macht wie den Vertragsabschluss selbst. Der Button muss klar beschriftet und gut sichtbar platziert sein. Beim Anklicken des Widerrufbuttons gelangen Verbraucher/innen auf eine Bestätigungsseite. Dort können sie unter Angabe ihrer Vertragsdaten den Widerruf endgültig absenden. Anschließend müssen Online-Händler ihren Kundinnen und Kunden den Eingang des Widerrufs per E-Mail bestätigen.

Rückerstattung des Kaufpreises

Wenn Verbraucher/innen einen Kaufvertrag widerrufen, sind Online-Händler verpflichtet, ihnen den vollständigen Kaufpreis inklusive der Lieferkosten zurückzuerstatten. Sie müssen diese Rückzahlung innerhalb von 14 Tagen nach Eingang des Widerrufs vornehmen. Sie haben jedoch ein Zurückbehaltungsrecht. Das bedeutet: Sie müssen die Zahlung erst nach Rückgabe der Waren leisten oder wenn die Verbraucher/innen nachweisen, dass sie die Ware zurückgesendet haben.

Die Rückzahlung muss über dasselbe Zahlungsmittel erfolgen, das bei der Bestellung genutzt wurde – es sei denn, die Verbraucher/innen stimmen einer anderen Methode zu. Es darf keine zusätzliche Gebühr für die Rückzahlung verlangt werden. Online-Händler können im Übrigen auch anbieten, die Ware abzuholen.

Rücksendekosten

In der Regel tragen die Verbraucher/innen die Kosten für die Rücksendung der Ware. Es sei denn, der Händler erklärt sich ausdrücklich bereit, die Kosten zu übernehmen. Zudem müssen Online-Händler die Verbraucher/innen vor dem Kauf ausreichend über die Rücksendekosten informieren. Dies gilt insbesondere, wenn die Rücksendung nicht auf dem normalen Postweg möglich ist, sondern beispielsweise eine Spedition beauftragt werden muss.

Risiko bei Rücksendung

Bei einem Widerruf trägt der Online-Händler das Versandrisiko, falls die Ware während des Rücktransports verloren geht oder beschädigt wird. Die Verbraucher/innen müssen die Ware jedoch ordnungsgemäß und sorgfältig verpacken, da sie für Schäden haften, die während der Rücksendung durch unsachgemäße Handhabung entstehen. Die Ware muss jedoch nicht in der Originalverpackung zurückgesendet werden, damit das Widerrufsrecht greift. Erreicht die Ware den Online-Händler beschmutzt oder beschädigt, kommt unter Umständen ein Wertersatz in Frage.

Welche rechtlichen Konsequenzen drohen bei Verstößen gegen das Widerrufsrecht?

Die ordnungsgemäße Handhabung des Widerrufsrechts stellt für Online-Händler eine wesentliche Voraussetzung für die Rechtssicherheit dar. Eine fehlerhafte oder unzureichende Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben kann nicht nur zu finanziellen Einbußen führen, sondern auch schwerwiegende rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.

Verlängerung des Widerrufsrechts

Laut BGB haben Verbraucher/innen 14 Tage Zeit, um einen Fernabsatzvertrag zu widerrufen. Diese Widerrufsfrist kann vonseiten der Online-Händler freiwillig verlängert werden; eine Verkürzung ist hingegen nicht zulässig. Entspricht die Widerrufsbelehrung nicht den gesetzlichen Vorgaben oder fehlt sie vollständig, verlängert sich die Widerrufsfrist automatisch um 12 Monate. Verbraucher/innen haben in diesem Fall ein Jahr lang Zeit, den Vertrag zu widerrufen und die Rückgabe ihrer Waren einzuleiten.

Abmahnungen und Bußgelder

Eine fehlerhafte Widerrufsbelehrung sowie die Nichtbeachtung anderer Widerrufsbestimmungen können Abmahnungen durch Wettbewerber und Verbraucherschutzverbände zur Folge haben. Diese beinhalten in der Regel die Forderung nach Unterlassung und die Übernahme entstandener Rechtsanwaltskosten. In schweren Fällen können wiederholt Abmahnungen ausgesprochen werden, die mit erheblichen finanziellen Belastungen verbunden sind. Zusätzlich müssen Online-Händler mit Bußgeldern rechnen, wenn sie die Verbraucherrechte nicht ausreichend beachten.

Schadensersatzforderungen

Kommt es aufgrund eines fehlerhaften Widerrufsprozesses zu einer nicht fristgerechten Rückerstattung des Kaufpreises, können betroffene Verbraucher/innen Schadensersatzansprüche geltend machen. Gleiches gilt, wenn Online-Händler einen Widerruf nicht korrekt bearbeiten. Die Folgen können langwierige rechtliche Auseinandersetzungen sowie hohe Kosten für die Unternehmen sein.

Rückabwicklung von Verträgen

Verstoßen Online-Händler gegen die Bestimmungen des Widerrufsrechts, müssen sie in der Folge unter Umständen Verträge rückabwickeln, die ursprünglich als rechtlich verbindlich galten. Dies führt sowohl zu rechtlichen als auch zu wirtschaftlichen Folgen, da Rückabwicklungen in Form von Rückzahlungen und damit verbundenen Kosten zusätzlichen Aufwand verursachen.

Reputationsschäden

Ein zentraler Aspekt bei der Einhaltung der Widerrufsrechtsvorschriften ist das Vertrauen der Kundinnen und Kunden. Informieren Online-Händler ihre Kundschaft nicht ordnungsgemäß über deren Rechte oder verläuft die Abwicklung eines Widerrufs problematisch, kann dies zu einem massiven Reputationsverlust führen. In Zeiten von Online-Bewertungen und sozialen Medien verbreiten sich negative Erfahrungen schnell und können potenzielle Käufer/innen abschrecken. Die negativen Auswirkungen auf den Umsatz und die Markenwahrnehmung können somit weitaus größer sein als die direkten rechtlichen Konsequenzen.

So kann Stripe Sie unterstützen

Wenn Ihre Kundinnen und Kunden ihr Widerrufsrecht gemäß § 355 BGB in Anspruch nehmen, können Sie mit Stripe Payments schnell und einfach eine Rückerstattung veranlassen. Stripe bietet zwei Möglichkeiten, um nicht angefochtene Zahlungen zurückzuerstatten: direkt über die Zahlungsübersichtsseite im Dashboard oder mittels der Stripe-API.

Die Rückerstattung erfolgt standardmäßig in Höhe des vollen Rechnungsbetrags. Ist eine Teilrückerstattung erforderlich, können Sie den Betrag nach Belieben anpassen. Diese Flexibilität ermöglicht es Ihnen, den Widerrufsprozess effizient und individuell durchzuführen. Innerhalb von fünf bis zehn Tagen erstattet Stripe den Betrag auf das Konto Ihrer Kundinnen und Kunden zurück. Sie haben die Möglichkeit, Rückerstattungen zunächst im Testmodus auszuprobieren, um sicherzustellen, dass der Prozess korrekt und fehlerfrei abläuft.

Durch die Integration von Stripe Payments können Sie den gesamten Widerrufsprozess nicht nur rechtlich konform, sondern auch kundenfreundlich gestalten. Die einfache Handhabung und schnelle Bearbeitung der Rückerstattungen sorgt dafür, dass Ihre Kundinnen und Kunden selbst im Falle eines Widerrufs positive Erfahrungen mit Ihrem Unternehmen machen.

Der Inhalt dieses Artikels dient nur zu allgemeinen Informations- und Bildungszwecken und sollte nicht als Rechts- oder Steuerberatung interpretiert werden. Stripe übernimmt keine Gewähr oder Garantie für die Richtigkeit, Vollständigkeit, Angemessenheit oder Aktualität der Informationen in diesem Artikel. Sie sollten den Rat eines in Ihrem steuerlichen Zuständigkeitsbereich zugelassenen kompetenten Rechtsbeistands oder von einer Steuerberatungsstelle einholen und sich hinsichtlich Ihrer speziellen Situation beraten lassen.

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