Mehrwertsteuer-Sonderregelung in Spanien: das „Kassenkriterium“ RECC

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  1. Einführung
  2. Was ist das RECC und wozu dient es?
  3. Was sind die Vor- und Nachteile des RECC?
  4. Wer hat Anspruch auf das RECC?
  5. Welche Verpflichtungen haben Sie im Rahmen des RECC?
  6. Welche Transaktionen unterliegen dem RECC?
  7. Wie funktioniert das RECC?
    1. Ein Unternehmen stellt eine Rechnung im Rahmen des RECC aus
    2. Eine regulär mehrwertsteuerpflichtige selbstständige Einzelperson erhält eine Rechnung mit dem Hinweis auf das RECC

Eine der größten Herausforderungen für Unternehmen und Selbstständige in Spanien ist die Wahrung der Liquidität bei gleichzeitiger vollständiger Erfüllung der Mehrwertsteuerpflichten. Insbesondere die teils deutlich verspäteten Rechnungseingänge machen die Situation für viel Unternehmen schwierig. Wenn Gewerbetreibende die ausgewiesene Umsatzsteuer veranlagen, müssen sie mitunter Beträge abführen, die sie noch nicht gar erhalten haben.

Dies kann natürlich den Cashflow beeinträchtigen und zwingt Unternehmen immer wieder zur Aufnahme von Krediten, nur um ihre Steuervorauszahlungen zu stemmen. Die spanischen Behörden haben dieses Problem erkannt und mit dem Gesetz 14/2013 das sogenannte „Kassenkriterium“ (RECC) eingeführt. In den folgenden Absätzen erfahren Sie mehr über das RECC.

Worum geht es in diesem Artikel?

  • Was ist das RECC und wozu dient es?
  • Was sind die Vor- und Nachteile des RECC?
  • Wer hat Anspruch auf das RECC?
  • Welche Verpflichtungen haben Sie im Rahmen des RECC?
  • Welche Transaktionen unterliegen dem RECC?
  • Wie funktioniert das RECC?

Was ist das RECC und wozu dient es?

Das RECC ist ein fakultatives Mehrwertsteuersystem, mit dem Unternehmen und Selbstständige die Zahlung der Umsatzsteuer auf unbezahlte Rechnungen hinausschieben können.

Dadurch vermeiden sie die Vorauszahlung der Umsatzsteuer aus eigener Tasche. Sie können USt.-Zahlungen so lange aufschieben, bis eine der folgenden Situationen eintritt:

  • Rechnungseingang: Die Umsatzsteuer wird fällig, sobald das Unternehmen die Kundenzahlung erhält (daher: „Kassenkriterium“). Dies gilt unabhängig davon, ob der Rechnungsbetrag ganz oder nur teilweise bezahlt wird – bei Teilzahlungen muss jedoch nur die Umsatzsteuer auf den erhaltenen Teilbetrag abgeführt werden.
  • Ende des nächsten Steuerjahres: Wenn der Kunde bis zum Ende des Steuerjahres, das auf das Rechnungsausstellungsdatum folgt, die Rechnung immer noch nicht bezahlt hat, muss die Umsatzsteuer trotzdem abgeführt werden. In diesem Fall aus den Eigenmitteln des Verkäufers. Wenn ein Unternehmen beispielsweise am 23. September 2024 eine Rechnung ausgestellt hat, muss es bis spätestens 31. Dezember 2025 die anfallende Umsatzsteuer entrichten, selbst wenn die Rechnung immer noch unbezahlt ist.

Was sind die Vor- und Nachteile des RECC?

Das RECC bietet einige Vorteile für Unternehmen und Selbstständige:

Trotz dieser erheblichen Vorteile entscheiden sich nicht wenige qualifizierte Unternehmen gegen die Anwendung des RECC, da es auch einige Nachteile gibt:

Wer hat Anspruch auf das RECC?

Nur Unternehmen und Selbstständige, die die folgenden Voraussetzungen erfüllen, können sich für das RECC entscheiden:

  • Der Gesamtumsatz darf im Vorjahr 2 Mio. € nicht übersteigen.
  • Umsätze von Einzelkunden dürfen im Vorjahr 100.000 € nicht übersteigen.

Wenn Sie beide Bedingungen erfüllen und das RECC nutzen möchten, füllen Sie für den Antrag das Formular Modelo 036 bzw. 037 aus. Sie müssen die freiwillige Registrierung Ihres Unternehmens beantragen, und zwar zum Zeitpunkt der Aufnahme der Geschäftstätigkeiten oder, wenn Ihr Unternehmen bereits aktiv ist, im Dezember vor Beginn des Steuerjahres, in dem Sie das RECC beanspruchen möchten. Um sich beispielsweise für das RECC 2025 zu registrieren, müssen Sie das Formular im Dezember 2024 einreichen.

Welche Verpflichtungen haben Sie im Rahmen des RECC?

Unternehmen und Selbstständige, die sich für das RECC entscheiden, müssen bestimmte Verpflichtungen erfüllen, um in den Genuss dieser besonderen Mehrwertsteuerregelung zu kommen:

  • Füllen Sie das FormularModelo 303 für die vierteljährliche Umsatzsteuererklärung aus und erklären Sie alle Verkäufe, bei denen Sie im Rahmen des RECC die Umsatzsteuer ausgewiesen haben. Selbst wenn Sie für unbezahlte Rechnungen keine Umsatzsteuer abführen müssen, müssen Sie die betreffenden Umsätze melden.
  • Führen Sie Aufzeichnungen über Ihre ausgestellten Rechnungen mit den folgenden Angaben: Transaktionsdatum, Zahlungsmethode (z. B. Bankkontonummer bei Überweisungen) und Gesamtbetrag.
  • Führen Sie Aufzeichnungen über die erhaltenen Rechnungen mit den folgenden Angaben: Transaktionsdatum, Zahlungsmethode und Gesamtbetrag.
  • Tragen Sie auf den Rechnungen, auf unter die RECC-Regelung fallen, einen entsprechenden Hinweis ein.
  • Wenn Sie verpflichtet sind, das Echtzeitinformationssystem SII zu verwenden, geben Sie den Code 07 ein, um die Transaktionen zu registrieren.

Unabhängig vom RECC müssen Sie sich weiterhin um Ihre regulären Steuerverpflichtungen kümmern. Um diese Prozesse zu vereinfachen, sollten Sie erwägen, Ihr Zahlungssystem um ein Steuerautomatisierungstool wie Stripe Tax zu erweitern. Neben der automatischen Berechnung und Ausweisung der Umsatzsteuer auf allen Ihren Rechnungen stellt Stripe Tax sicher, dass stets der korrekte Steuersatz angewendet wird: Stripe Tax ist in den mehr als 50 Ländern, in denen das System verfügbar ist, immer über die aktuellen Steuergesetze informiert. Beachten Sie unbedingt die Liste der ausgeschlossenen Gebiete.

Welche Transaktionen unterliegen dem RECC?

Das RECC gilt für alle Transaktionen innerhalb der mehrwertsteuerpflichtigen Gebiete Spaniens. Ausgeschlossen sind daher die Kanarischen Inseln, Ceuta und Melilla. Das RECC gilt unabhängig davon, ob der Rechnungsempfänger ein Endkunde (der das Produkt oder die Dienstleistung selbst verwendet) oder ein Wiederverkäufer ist. Bestimmte Transaktionen sind jedoch vom RECC ausgenommen:

Wie funktioniert das RECC?

Um besser zu verstehen, wie das RECC funktioniert, schauen wir uns zwei Beispiele aus verschiedenen Situationen an:

Ein Unternehmen stellt eine Rechnung im Rahmen des RECC aus

  1. Ein Unternehmen, das die oben genannten Anforderungen erfüllt, beschließt, das RECC zu übernehmen, und gibt dies auf dem Formular Modelo 036 an.
  2. Im Jahr 2024 verkauft das Unternehmen eine Dienstleistung für 10.000 € an ein anderes Unternehmen; der Gesamtwert der Transaktion inkl. 21 % USt. beträgt 12.100 €. Nach Abschluss der Transaktion stellt das Unternehmen eine Rechnung mit dem Hinweis auf das RECC aus und erfasst sie in seinen Aufzeichnungen der ausgestellten Rechnungen.
  3. Zwei Monate nach dem Verkauf zahlt der Käufer 60 % der Rechnung, also 7.260 € (6.000 € zzgl. MwSt.).
  4. Das Unternehmen muss die Umsatzsteuer auf die erhaltenen 6.000 € an das Finanzamt abführen (das sind nach dem aktuellem Steuersatz 1.260 €). Die Umsatzsteuer auf die verbleibenden 40 % muss erst abgeführt werden, wenn der Kunde den Rest begleicht, oder am Ende des darauffolgenden Jahres (2025).
  5. Leider hat der Kunde den Restbetrag bis zum 31. Dezember 2025 immer noch nicht beglichen. Mit diesem Tag endet die Sonderregelung unter dem RECC, sodass das Unternehmen nun die verbleibenden 840 € USt. (21 % von 4.000 €) aus eigener Tasche bezahlen muss.

Eine regulär mehrwertsteuerpflichtige selbstständige Einzelperson erhält eine Rechnung mit dem Hinweis auf das RECC

  1. Für selbstständige Einzelpersonen gilt die allgemeine Mehrwertsteuerregelung.
  2. Im Jahr 2024 kauft der oder die Selbstständige Dienstleistungen bei einem Unternehmen, welches das RECC nutzt.
  3. Das Unternehmen teilt der selbstständigen Person mit, dass die ausgestellte Rechnung den Sonderregelungen des RECC unterliegt.
  4. Drei Monate später begleicht die selbstständige Person die vollständige Rechnung, sodass sie sich die Mehrwertsteuer zurückholen kann.
  5. In ihren Aufzeichnungen der erhaltenen Rechnungen protokolliert die selbstständige Person den gezahlten Gesamtbetrag, die Zahlungsmethode und das Datum. Darüber hinaus gibt sie an, dass die bezahlte Rechnung dem RECC unterlag.

Das RECC ist ein Vorteil für viele Unternehmen, solange sie die Anforderungen erfüllen, um sich für dieses freiwillige System zu registrieren.

Der Inhalt dieses Artikels dient nur zu allgemeinen Informations- und Bildungszwecken und sollte nicht als Rechts- oder Steuerberatung interpretiert werden. Stripe übernimmt keine Gewähr oder Garantie für die Richtigkeit, Vollständigkeit, Angemessenheit oder Aktualität der Informationen in diesem Artikel. Sie sollten den Rat eines in Ihrem steuerlichen Zuständigkeitsbereich zugelassenen kompetenten Rechtsbeistands oder von einer Steuerberatungsstelle einholen und sich hinsichtlich Ihrer speziellen Situation beraten lassen.

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