Dwell begann als Magazin über Häuser – heute baut es sie
Das traditionsreiche Printmagazin erlebt einen wahren Boom dank eines innovativen Konzepts für digitale Abonnements und einer Vielzahl von Produkten, die Menschen in die Lage versetzen, ihr Lebensumfeld selbst zu bestimmen.
Medienunternehmen im Immobilienbereich sehen sich mit zwei existenziellen Herausforderungen konfrontiert. Die eine ist der Rückgang der Werbeumsätze. Die andere ist der Anstieg der Immobilienpreise, der es vielen potenziellen Leserinnen und Lesern schwer macht, ein Eigenheim zu erwerben.
Dwell, ein Unternehmen, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, „Menschen dabei zu helfen, durch bessere Räume besser zu leben“, hat gleich an mehreren Fronten auf diese Herausforderungen kreativ reagiert – unter anderem durch die Unterstützung beim Bau erschwinglicher Fertighäuser.
Seit seinem Start als Printmagazin vor 22 Jahren hat Dwell stets darauf geachtet, das freistehende Einfamilienhaus nicht als Standardgebäude zu definieren. Vielmehr beleuchtet es die Arbeit von Menschen bei der Verwirklichung aller Arten von Wohnraum – von Campern über Bauernhäuser bis hin zu Garten-Apartments –, in dem sie sich zu Hause fühlen. Dies kann durch Innovationen beim Bau, bei der Inneneinrichtung, bei der Technologie und mehr geschehen – alles, was dazu beiträgt, dass sich ein Lebensraum persönlicher und praktischer anfühlt.
Dieser Ansatz war einer der Gründe, aus denen CEO Zach Klein 2020 in das Unternehmen kam. Klein, CoFounder von Vimeo, interessierte sich für DIY-Home-Design und gab 2015 ein Buch mit dem Titel Cabin Porn heraus. Er vertraute darauf, dass seine Erfahrungen beim Aufbau von Online-Communitys wie Vimeo und DIY.org ihm dabei helfen könnten, ein finanziell nachhaltiges Medienprodukt zu schaffen, das nicht ausschließlich auf Werbung angewiesen ist.
Um dies zu verwirklichen, bot Dwell verschiedene digitale Abonnements an. Leser/innen, die ihr Zuhause verschönern wollen, können „Dwell Plus“ beitreten und erhalten Zugang zu exklusiven Hausbesichtigungen und Anleitungsvideos sowie zum Archiv der Zeitschrift. Design- und Bauprofis können ihr Unternehmen in ein Dienstleistungsverzeichnis eintragen. Und Hausbesitzer/innen können einer Datenbank beitreten, über die sie ihre Häuser mit anderen Mitgliedern der Dwell-Community teilen können.
„Wir haben ein von Stripe unterstütztes Profilsystem gebaut, in dem Nutzer/innen ihre Kreditkarte hinterlegen konnten. Dann haben wir begonnen, digitale Abonnement-Produkte hinzuzufügen“, so Klein. Innerhalb von 18 Monaten machten diese Produkte mehr als ein Viertel des Umsatzes aus.
Dieser digitale Erfolg erregte die Aufmerksamkeit von Investoren und Investorinnen. Im September 2022 wurde Dwell von Recurrent Ventures übernommen, einem Unternehmen für digitale Medien, unterstützt von North Equity.
„Dwells Fähigkeit zum Ausbau seines digitalen Abonnement-Geschäfts in den letzten Jahren war einer der Gründe, warum wir das Unternehmen kaufen wollten. Das Produkt der digitalen Mitgliedschaft, der Abonnentenstamm und die Bindungsrate sind beeindruckend“, sagt Andrew Perlman, CoFounder von Recurrent.
Dwell konnte sein Geschäft auf Grundlage seiner starken Marke und seiner engagierten Leserschaft stetig ausbauen und in den Bereich der Haus- und Kücheneinrichtung und sogar in den Hausbau vordringen.
2016 brachte es „Modern by Dwell“, eine Küchen- und Einrichtungslinie, zusammen mit Target auf den Markt. Dieses Jahr brachte es in Zusammenarbeit mit dem kalifornischen Unternehmen Concrete Collaborative eine neue Fliesenserie heraus, deren Farben und Design von der Surf-Kultur inspiriert sind. Außerdem produziert es Chicory, eine Serie von modularen Outdoor-Möbeln.
In diesem Jahr wurde das Unternehmen zum Hausbauer und stellte das Dwell House vor, ein 50 Quadratmeter großer Wohnraum, dessen Bestellung, Bau und Fertigstellung (mithilfe eines sehr großen Krans) innerhalb von sechs Monaten erfolgen kann. Wie Klein und der Chefredakteur von Dwell, William Hanley, erklären, adressiert das Produkt „den Bedarf an mehr Wohnraum in den USA“ auf eine Weise, die die hohen Kosten und den Verwaltungsaufwand eines Neubaus umgeht – und kann auch Familien dienen, die auf ihrem vorhandenden Grundstück mehr Platz benötigen, um von zu Hause aus zu arbeiten oder um mehrere Generationen zu beherbergen.
„Ich schätze, dass in den nächsten 10 Jahren der größte Teil des Geschäfts von Dwell nicht mehr aus Inhalten, sondern aus Produkten und Dienstleistungen stammt, mit denen wir Menschen unmittelbar bei der Gestaltung attraktiver Lebensräume unterstützen“, so Klein.
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