Studie zu SCA prognostiziert einen Rückgang der Wirtschaftstätigkeit in Europa um 57 Mrd. EUR

  • Eine von 451 Research vorgenommene Studie prognostiziert für die europäische Online-Wirtschaft mögliche Einbußen in Höhe von 57 Mrd. EUR, sollte die starke Kundenauthentifizierung (SCA) durchgesetzt werden. Nur jedes zweite Unternehmen rechnet damit, dass es die Anforderungen bis September erfüllt.
  • SCA wird sich besonders stark auf kleine Unternehmen auswirken: Drei von fünf Unternehmen mit unter 100 Mitarbeiter/innen sind entweder nicht mit SCA vertraut, werden die Vorschriften nicht vor dem Stichtag im September umsetzen können oder wissen nicht, wann sie so weit sein werden.

AMSTERDAM – Das Zahlungsinfrastruktur-Unternehmen Stripe hat heute eine neue Studie vorgestellt, die von 451 Research durchgeführt wurde und der zufolge Europa in den ersten 12 Monaten nach Inkrafttreten von SCA 57 Mrd. EUR an wirtschaftlicher Aktivität verlieren wird. Die Ergebnisse basieren auf Umfragen unter 500 qualifizierten Fachleuten für Zahlungen in Online-Unternehmen und 1000 Verbraucher/innen im Vereinigten Königreich, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und Spanien.

Europäische Unternehmen sind nicht auf SCA vorbereitet, kleine Unternehmen werden am stärksten betroffen sein

Gut drei Monate vor dem Inkrafttreten von SCA ist der Stand der Vorbereitungen nach wie vor bemerkenswert niedrig: 40 % der Unternehmen, die sich mit SCA befassen, geben an, dass sie sich auf die damit verbundenen Anforderungen vorbereitet sehen. Die meisten Unternehmen kämpfen nun gegen die Zeit, um die Vorschriften zu erfüllen, wobei 44 % davon ausgehen, dass sie erst genau am Tag des Inkrafttretens von SCA (14. September) bereit sein werden.

SCA wird sich besonders stark auf kleine Unternehmen auswirken: Drei von fünf Unternehmen mit unter 100 Mitarbeiter/innen sind entweder nicht mit SCA vertraut, werden die Vorschriften nicht vor dem Stichtag im September umsetzen können oder wissen nicht, wann sie so weit sein werden. Im Gegensatz dazu weiß bei größeren Händlern mit mehr als 5.000 Mitarbeiter/innen nur eine von 25 Zahlungsverkehrs-Fachkräften nicht Bescheid.

Jordan McKee, Analyst bei 451 Research, sagt dazu: „SCA ist eindeutig die wichtigste Veränderung für den digitalen Handel in Europa. Viele, vor allem kleinere, Unternehmen müssen sich erst noch über die weitreichenden Auswirkungen bewusst werden. Unsere Studie deutet auf einen geringen Grad an Vorbereitung hin und darauf, dass kaum bekannt ist, wie SCA die Art und Weise, wie europäische Verbraucher/innen online einkaufen, verändern wird.“

Unternehmen unterschätzen die Komplexität der Tools für die SCA-Konformität: Ausnahmen und 3D Secure 2

Viele Unternehmen bereiten sich auf die Minimierung der Transaktionen vor, für die SCA erforderlich sein wird. Dies kann mithilfe von Ausnahmebestimmungen erreicht werden, die es z. B. ermöglichen, wiederkehrende Zahlungen oder kleine Einkäufe (unter 30 EUR) ohne zusätzliche Hindernisse zu genehmigen.

Allerdings unterschätzen Unternehmen die Komplexität und die Ressourcenbelastung, die mit dem Management und der Optimierung dieser Ausnahmebestimmungen verbunden sind, drastisch. 50 % der Befragten haben vor, den Umgang mit Ausnahmebestimmungen vollständig intern zu organisieren. Die Herausforderung ist, dass Ausnahmebestimmungen gerade für kleinere Unternehmen schwierig zu handhaben sind und dass man sich darüber im Klaren sein muss, wie die Kartennetzwerke und Banken die Ausnahmebestimmungen europaweit anwenden werden. So sind z. B. Einkäufe unter 30 EUR von SCA befreit, aber die Bank der Kunden/innen wird SCA erfordern, sobald fünf Transaktionen unter 30 EUR erfolgen oder der Gesamtwert dieser Transaktionen 100 EUR erreicht.

Die neueste Version von 3D Secure, für Verbraucher/innen unter dem Namen „Verified by Visa“ oder „Mastercard Secure Code“ bekannt, entwickelt sich zu einer beliebten SCA-konformen Methode für das Akzeptieren von Online-Zahlungen. Allerdings ist jedes vierte Internetunternehmen noch nicht damit vertraut. Und von denjenigen, die damit vertraut sind, gehen 24 % davon aus, dass sie es erst nach dem Stichtag im September einführen können.

„SCA wird über Erfolg und Misserfolg von Internetunternehmen entscheiden. Die Dringlichkeit, sich darauf vorzubereiten, kann nicht deutlich genug betont werden“, kommentiert Guillaume Princen, Head of Continental Europe bei Stripe. „Wir schaffen eine Infrastruktur, die Internetunternehmen von dieser Art regulatorischer Komplexität entkoppelt. Unser Ziel ist die Beschleunigung des Online-Handels und die Befähigung von Innovator/innen, auf einfache Weise mit neuen Internet-Geschäftsmodellen zu experimentieren.“

SCA wird die geringe Toleranz der Verbraucher/innen gegenüber schlechten Bezahlvorgängen verschärfen und zu mehr Kaufabbrüchen führen

Nur 47 % der europäischen Verbraucher/innen halten den heutigen Checkout-Prozess für „sehr einfach“. Die für Online-Unternehmen attraktivsten Kund/innen brechen ihre Käufe oft ab, wenn sie eine schlechte Checkout-Erfahrung erleben. So haben beispielsweise 74 % der Käufer/innen der Generation Z in den letzten sechs Monaten einen Online-Kauf wegen eines schlechten Bezahlvorgangs abgebrochen. 52 % der Online-Käufer/innen, die eine Transaktion abbrechen, schließen sie bei konkurrierenden Händlern ab.

Vor dem Hintergrund der geringen Toleranz der Verbraucher gegenüber schlechtem Checkout-Design wird SCA die Situation vermutlich noch verschlimmern. 73 % der Verbraucher/innen wissen nichts von den neuen Authentifizierungsanforderungen, die ab September gelten. SCA erhöht die Wahrscheinlichkeit von Kaufabbrüchen, wenn Kund/innen bei alltäglichen Online-Einkäufen auf unerwartete Hindernisse stoßen, z. B. beim Bezahlen von Taxis, bei der Bestellung von Essenslieferungen oder beim Abonnieren von Fernseh- und Musikdiensten.

Viele Verbraucher/innen bevorzugen SMS-Passcodes gegenüber Apple Pay – trotz Komfort- und Sicherheitsvorteilen

Auf die Frage nach der optimalen Authentifizierung nannten 54 % der Verbraucher/innen den Einmal-Passcode und 26 % die Fingerabdruckerkennung (wie Touch ID bei Apple-Geräten). Trotz dieser offensichtlich geringen Präferenz für die Fingerabdruckerkennung sind 43 % der Meinung, dass diese „am sichersten“ sei. Dies deutet darauf hin, dass es notwendig ist, den Verbraucher/innen zu helfen, sich mit mobilen Geldbörsen wie Apple Pay und Google Pay als sichere und einfache Möglichkeit für den Online-Einkauf vertraut zu machen.