Als Finanzanalysen bezeichnet man Verfahren und Tools, mit denen Unternehmen Finanzdaten auswerten und Unternehmensentscheidungen treffen. Sie bieten tiefe Einblicke in die Finanzlage eines Unternehmens und helfen Führungskräften dabei, Wachstumsbereiche zu identifizieren, fundierte Entscheidungen über die Ressourcenverteilung zu treffen und zu entscheiden, wie sie mit Risiken umgehen.
Der globale Markt für Finanzanalytik wurde im Jahr 2023 auf fast 8,8 Mrd. USD geschätzt und wird 2024 voraussichtlich auf mehr als 9,6 Mrd. USD anwachsen. Hier werden verschiedene Formen der Finanzanalytik vorgestellt und ihre Vorteile und Problembereiche erläutert. Und sie erfahren, was bei der Auswahl einer Finanzanalysesoftware zu beachten ist.
Inhalt
- Formen der Finanzanalytik
- Vorteile von Finanzanalysen
- Herausforderungen bei der Finanzanalyse
- Finanzanalysesoftware: Funktionsweise und Auswahl
Formen der Finanzanalytik
Diese Finanzanalysen verwenden Unternehmen, um ihre Finanzen auszuwerten und Entscheidungen zu treffen:
Deskriptive Analysen: Die deskriptive Analyse befasst sich mit der Vergangenheit, also z. B. mit Absatztendenzen, Ausgabenschwankungen und Gewinnmargen. Sie wertet die Finanzgeschichte des Unternehmens aus, um Muster zu finden, die auf den ersten Blick vielleicht nicht offensichtlich sind.
Diagnostische Analysen: Mit diagnostischen Analysen lassen sich die Ursachen bestimmter Tendenzen ermitteln. Wenn beispielsweise der Umsatz im letzten Quartal gesunken ist, lässt sich mittels diagnostischer Analyse feststellen, ob dies auf Kundenabwanderung, eine falsche Preisgestaltung oder aber auf ein zu schwaches Produkt zurückzuführen ist.
Vorausschauende Analysen: Bei vorausschauenden Analysen (Predictive Analytics) werden Trends mithilfe von Bestandsdaten vorhergesagt – etwa welche Produkte beliebt werden oder ob es zu einer finanziellen Schieflage kommen wird.
Präskriptive Analysen: Präskriptive oder empfehlende Analysen (Prescriptive Analytics) geben Ratschläge zum weiteren Vorgehen. Wenn laut vorausschauenden Analysen etwa ein Liquiditätsengpass droht, schlagen sie Gegenmaßnahmen wie Preisänderungen oder die Senkung bestimmter Kosten vor.
Risikoanalysen: Risikoanalysen konzentrieren sich auf die Erkennung potenzieller Bedrohungen. Sie berücksichtigen Faktoren wie Marktvolatilität, Kreditrisiken und operative Probleme, die sich auf das Geschäftsergebnis auswirken könnten.
Regulatorische und konformitätsbezogene Analysen: Regulierungs- und Compliance-Analysen stellen sicher, dass das Unternehmen Gesetze und Vorschriften einhält und Bußgelder und juristische Probleme vermeidet. Sie sind in stark regulierten Branchen besonders wichtig.
Analyse der Kundenprofitabilität: Bei der Analyse der Kundenprofitabilität wird untersucht, welche Kunden oder Segmente am profitabelsten sind. So können sich Unternehmen auf hochwertige Kunden konzentrieren und ihre Strategien in den weniger profitablen Segmente anpassen.
Vorteile von Finanzanalysen
Finanzanalysen verwandeln Zahlen in Aussagen. Bei wichtigen Entscheidungen können Unternehmen diese datengestützten Erkenntnisse dann als Richtschnur nutzen. Hier einige Erkenntnisse, die Finanzanalysen liefern können:
Gewinn und Verlust: Unternehmen können herausfinden, welche Teile ihres Betriebs Gewinn erzielen und welche nicht.
Risiken: Unternehmen können mithilfe von Analysen Risiken (wie Liquiditätsengpässe oder Marktveränderungen) entgegentreten, bevor diese zum Problem werden.
Betrieb: Unternehmen können mithilfe von Analysen betriebliche Ineffizienzen wie leistungsschwache Abteilungen oder überteuerte Lieferanten identifizieren.
Marktposition: Unternehmen können Markttendenzen und Kundenvorlieben erkennen und die Konkurrenz abhängen. Etwa indem Sie zum richtigen Zeitpunkt ein neues Produkt auf den Markt bringen oder Ihr Angebot stärker an die Kundenbedürfnisse anpassen.
Gesetzestreue: Unternehmen können Finanzanalysen verwenden, um die Compliance sicherzustellen und juristische Probleme zu vermeiden.
Marketing: Unternehmen können ihre profitabelsten Kunden ermitteln und ihr Marketing entsprechend anpassen.
Zukünftige Entwicklungen: Unternehmen können mithilfe von Daten vorhersagen, wie sich der Markt entwickeln wird.
Herausforderungen bei der Finanzanalyse
Finanzanalysen bringen die folgenden Herausforderungen und Einschränkungen mit sich:
Datenqualität und Integration: Unternehmen haben oft mit unvollständigen, uneinheitlichen oder voneinander abgeschotteten Datenbeständen zu kämpfen. Diese in ein einheitliches System zu überführen, das effektiv analysiert werden kann, ist eine große Herausforderung.
Komplexe und kostspielige Tools: Die Tools für hochwertige Finanzanalysen sind mitunter teuer und kompliziert. Sie verursachen sowohl Vorab- als auch Langzeitlosten für Aktualisierung und Wartung.
Kompetenzmangel: Die Suche nach Personal, das mit den neuesten Analyseverfahren und -programmen vertraut ist, kann schwierig und kostspielig sein.
Mangelnde Bereitschaft: Manchmal gibt es Vorbehalte gegen die Einführung neuer Technologien und Verfahren. Dieser können den effektiven Einsatz der Finanzanalytik erschweren.
Sicherheits- und Datenschutzbedenken: Es kann schwierig sein, große Mengen an Finanzdaten vor Lecks zu schützen und sicherzustellen, dass die Analyseverfahren den einschlägigen Gesetzen und Ethikrichtlinien entsprechen.
Übermäßige Datenabhängigkeit: Finanzanalysen stützen sich oft auf historische Daten, die aber nicht immer verlässliche Aussagen über die Zukunft zulassen – insbesondere in besonders dynamischen Märkten.
Fehlinterpretation: Selbst mit den besten Daten und Verfahren können Fehlinterpretationen zu falschen Entscheidungen mit schwerwiegenden Folgen führen.
Zeitaufwand: Gründliche Finanzanalysen verursachen einen hohen Zeitaufwand für die Erfassung, Bereinigung und Auswertung der Daten. Dies kann in besonders dynamischen Wirtschaftszweigen zum Problem werden, in denen schnell Entscheidungen getroffen werden müssen.
Finanzanalysesoftware: Funktionsweise und Auswahl
Eine Finanzanalysesoftware kann die Untersuchung von Finanzdaten vereinfachen. So funktioniert sie:
Datenerfassung und -aufnahme: Die Software sammelt Finanzdaten aus verschiedenen Quellen wie Buchhaltungsprogrammen, Kalkulationstabellen, Bankkonten und anderen Finanzsystemen. Dann führt sie diese in einem zentralen Verzeichnis zusammen.
Datenbereinigung und Vereinheitlichung: Die Software bereinigt die Daten, indem sie Fehler, Unstimmigkeiten und Dubletten entfernt. Außerdem wird das Datenformat vereinheitlicht, um Kompatibilität und Genauigkeit zu gewährleisten.
Datenanalyse: Die Software nutzt eine Vielzahl von Analyseverfahren. Darunter sind Berechnungen, Vergleiche sowie Regressions-, Zeitreihen- und Varianzanalysen.
Visualisierung und Berichterstattung: Die Ergebnisse werden mithilfe von Diagrammen, Grafiken und Dashboards visualisiert, um ihre Interpretation zu vereinfachen.
Berichte und Analysen: Die Software erstellt auf der Grundlage der Analyse Finanzberichte. Diese bieten Einblick in wichtige Kennzahlen, Leistungsindikatoren und Trends. Unternehmen können sie zudem an die Anforderungen verschiedener Akteure anpassen.
Vorhersagen und Modellbildung: Moderne Software kann mithilfe von ML-Algorithmen die künftige finanzielle Performance prognostizieren, Risiken identifizieren und die beste Vorgehensweise empfehlen.
Entscheidungshilfen: Finanzanalysen sollen vor allem die Entscheidungsfindung unterstützen. Sie machen Führungskräften die finanziellen Folgen bestimmter Entscheidungen verständlich, legen Einspar- und Investitionspotenziale offen und unterstützen das Risikomanagement.
So findet man die passende Finanzanalysesoftware
Berücksichtigen Sie bei der Auswahl Ihrer Finanzanalysesoftware die folgenden Faktoren:
Konkreter Bedarf: Bestimmen Sie, welche konkreten Finanzfragen Sie beantworten wollen. Verschiedene Programme sind auf verschiedene Schwerpunkte spezialisiert, etwa auf Budgetplanung, Prognosen oder Compliance. Stellen Sie also sicher, dass Ihre Software Ihre spezifischen Anforderungen auch erfüllen kann.
Integrationsfähigkeit: Überlegen Sie, wie gut sich die Software in Ihre bestehenden Systeme integrieren lässt. Eine gute Integration reduziert den manuellen Aufwand und das Fehlerrisiko, wodurch der gesamte Prozess effizienter wird.
Benutzerfreundlichkeit: Die Software sollte benutzerfreundlich sein – insbesondere wenn sie von technischen Laien verwendet wird. Achten Sie also auf eine intuitive Benutzeroberfläche und einen guten technischen Support.
Flexibilität: Entscheiden Sie sich für eine Software, die mit Ihrem Unternehmen wächst. Sie sollte mit steigendem Datenvolumen und zunehmender Komplexität zurechtkommen, wenn Ihr Unternehmen expandiert.
Sicherheitsfunktionen: Angesichts des sensiblen Charakters von Finanzdaten sollten Sie darauf achten, dass die Software über starke Sicherheitsfunktionen verfügt, die die Integrität und Vertraulichkeit der Daten schützen.
Kosten: Berücksichtigen Sie sowohl die Anschaffungskosten als auch laufende Wartungs- und Abonnementgebühren. Denken Sie dabei auch an den Return on Investment, den die Software in Form besserer Finanzanalysen und Entscheidungshilfen liefern soll.
Konformität: Stellen Sie sicher, dass die Software einschlägigen Finanzvorschriften und Branchenstandards entspricht.
Reputation und Service: Berücksichtigen Sie den Ruf des Softwareanbieters und sein Serviceangebot. Denn zuverlässiger Kundenservice und technischer Support sind insbesondere in der Anfangsphase wichtig.
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