Die Steuergesetze und -vorschriften entwickeln sich ständig weiter. Im Jahr 2022 gab es in den USA mehr als 600 Änderungen der Sales Tax-Regelungen und -Sätze und in der EU noch viel mehr Änderungen der Umsatzsteuer. Dies ist einer der Gründe, warum die Steuerkonformität für Unternehmen eine Herausforderung und ein zeitaufwändiger Aspekt sein kann.
Um Sie bei der Vorbereitung auf 2023 zu unterstützen, haben wir die derzeit in Kraft tretenden gesetzlichen Änderungen analysiert, um die sechs größten globalen Steuertrends und deren Bedeutung für Ihr Unternehmen zu ermitteln. Wir behandeln nicht nur die wichtigsten Trends, sondern stellen auch einige Ressourcen zur Verfügung, die Sie bei der Umsetzung der Steuerkonformität unterstützen.
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1. Neue und inklusive Steuergesetze
Letztlich geht es darum, dass die Wirtschaft sich häufig schneller entwickelt als Steuergesetze. Digitale Downloads und Streaming waren von der Sales Tax ausgenommen – nicht, weil die Gesetzgeber dies so entschieden hatten, sondern weil es diese Dinge noch nicht gab, als das entsprechende Gesetz geschrieben wurde.“
Steuergesetze sind häufig veraltet und hinken den technischen Neuerungen hinterher, insbesondere bei digitalen Waren und Dienstleistungen. In einigen US-Bundesstaaten werden Dienstleistungen beispielsweise nur versteuert, wenn dabei eine physische Ware, z. B. eine Festplatte oder ein technischer Entwurf, mitverkauft wird. In anderen Bundesstaaten, z. B. in Louisiana, sind Dienstleistungen bis auf wenige Ausnahmen, wie etwa die Einrichtung von Hotelzimmern oder der Ticketverkauf für Freizeitparks, fast immer von der Sales Tax ausgenommen. Kanada hat kürzlich spezielle Regeln für ausländische Unternehmen erlassen, die digitale Waren und Dienstleistungen verkaufen bzw. erbringen, und hat so die Anforderungen für die Steuerregistrierung ausgeweitet.
Steuern sind zwar nicht die einzige Einnahmequelle für Staaten, aber eine wichtige. Und auch Staaten haben mit den Herausforderungen durch Inflation und Pandemie zu kämpfen. Viele Länder fangen an, sich der modernen Wirtschaft anzupassen, indem sie mehr Produkte und Dienstleistungen versteuern, die vorher davon befreit waren.
Was das für Sie bedeutet: Unternehmen, die Waren und Dienstleistungen verkaufen, die in der Vergangenheit von der Steuer befreit waren, z. B. SaaS und andere Dienstleistungen, sollten sich auf Änderungen der Steueranforderungen vorbereiten und prüfen, inwiefern sich diese Änderungen auf ihre steuerlichen Verpflichtungen auswirken.
2. Optimierte Anforderungen für Steuererklärungen
Unternehmen fühlen sich zunehmend durch komplexe steuerliche Anforderungen behindert und ergreifen Maßnahmen dagegen. Im Jahr 2022 wurden Colorado und Louisiana von Verkäufer/innen verklagt, die die komplizierten Verpflichtungen durch die Sales Tax als Hindernis für zwischenstaatliche Geschäfte erachteten. Diese Fälle laufen noch, aber es ist möglich, dass aufgrund dieser Klagen Änderungen vorgenommen werden.
Diane Yetter, Gründerin des Sales Tax Institute, hat bei einer Senatsanhörung Mitte des Jahres über diese Herausforderungen gesprochen. Sie erklärte, dass diese aufwendigen Anforderungen für die Einreichung besonders für kleine Unternehmen schädlich seien, weil diese nicht über die nötigen Ressourcen verfügten, um die Konformität zu wahren. Diese Klagen führen eventuell dazu, dass die lokalen US-Steuerbehörden die Verfahren vereinfachen, damit Unternehmen ihren Steuerverpflichtungen mit geringerem Aufwand nachkommen können.
Was das für Sie bedeutet: Stets die Änderungen der Steuergesetze und -sätze zu berücksichtigen, macht nur einen Teil der Konformität aus. Das Verfahren zur Einreichung und Abführung unterliegt ebenfalls Änderungen. Die optimierten Anforderungen für die Einreichung kommen den Verkäufer/innen zwar grundsätzlich zugute, die Unternehmen müssen aber bei Inkrafttreten neuer Anforderungen dafür entsprechende Anpassungen vornehmen.
3. Änderungen der Steuersätze außerhalb der USA
Behörden senken die Steuersätze, um der fortwährenden Unterbrechung der Lieferketten und der hohen Inflation Rechnung zu tragen. Während die meisten Länder die Sätze für USt./GST nur für Grundbedürfnisse wie Energie und Lebensmittel senken, wird Luxemburg seine allgemeinen USt.-Sätze (17 %, 14 %, 8 %) im Rahmen eines Pakets zur Bekämpfung der Inflation vorübergehend um 1 % senken. Die verringerten USt.-Sätze traten am 1. Januar 2023 in Kraft und behalten ihre Gültigkeit bis zum 31. Dezember 2023.
Nicht alle Regierungen verfolgen diesen Ansatz. Einige Länder planen, ihre allgemeinen USt.-Sätze anzuheben, um mögliche Einnahmeausfälle auszugleichen. Singapur hebt beispielsweise seinen GST-Satz an – zum ersten Mal seit 15 Jahren. Der aktuelle GST-Satz von 7 % wurde seit 1. Januar 2023 auf 8 % und wird ab dem 1. Januar 2024 auf 9 % angehoben. Auch nach diesen beiden Erhöhungen wird der GST-Satz von Singapur weiterhin niedriger sein als der der Nachbarländer. Auch in Thailand (von 7 % auf 10 %) und auf den Malediven (von 6 % auf 8 %) werden Steuererhöhungen erwartet.
Was das für Sie bedeutet: Im Zuge jeder Änderung des Steuersatzes sollten die Unternehmen die Auswirkung auf die Preisgestaltung der Produkte, die Rechnungsstellung und die ERP-Systeme überprüfen, da in diesen Bereichen die Steuersätze aktualisiert werden müssen. Insbesondere müssen Unternehmen, die die USt.-Ausnahmeregelung für kleine Unternehmen anwenden, sicherstellen, dass sie nicht zu viel USt. zahlen, da auf ihre Käufe gezahlte USt. nicht abgezogen werden kann.
4. Kontinuierliche Transaktionskontrollen
Normalerweise müssen Unternehmen ihre Steuererklärungen monatlich, vierteljährlich oder jährlich einreichen. Behörden bevorzugen ein Reporting des gesamten Unternehmensumsatzes in Echtzeit, damit sie die fälligen Steuern besser nachverfolgen können. Dafür haben einige europäische Steuerbehörden ein Verfahren mit der Bezeichnung „Kontinuierliche Transaktionskontrolle“ (Continuous Transaction Controls – CTC) entwickelt. CTCs sind unterschiedliche Möglichkeiten, mit denen Unternehmen verpflichtet werden, ihre Verkaufsdaten in Echtzeit (oder nahezu Echtzeit) zu melden.
Ein Beispiel eines CTC ist das Rechnungs-Clearance-Modell. Dieses Modell eignet sich für Business-to-Business-Transaktionen und ist eine Möglichkeit, mit der Unternehmen Rechnungen auf einer behördlichen Plattform registrieren können. Beispielsweise Spanien, Frankreich,Italien und Belgien verfolgen diesen Ansatz und wir erwarten, dass weitere Länder folgen werden. Diese Änderungen werden vermutlich nicht vor 2024 in Kraft treten.
Am 8. Dezember 2022 veröffentlichte die Europäische Kommission ein umfassendes Reformpaket mit der Bezeichnung „Mehrwertsteuer im digitalen Zeitalter“. Im Rahmen des Vorschlags sind alle Unternehmen verpflichtet, für B2B-Verkäufe von Waren oder Dienstleistungen an Kund/innen in anderen EU-Mitgliedstaaten elektronische Rechnungen auszustellen und der Steuerbehörde spätestens zwei Werktage nach der Ausstellung der Rechnung bestimmte Rechnungsdaten zu melden. EU-Mitgliedstaaten, die diese Anforderungen für die Transaktionsmeldung für inländische Verkäufe umsetzen möchten, müssen sicherstellen, dass grenzüberschreitende Verkäufe diesen Änderungen entsprechen. Bei Mitgliedstaaten, bei denen Anforderungen für die Transaktionsmeldungen bereits in Kraft sind, muss bis 2028 eine Anpassung an den neuen EU-Standard vorgenommen werden.
Was das für Sie bedeutet: Falls Sie in Ländern tätig sind, die dieses Clearance-Modell für Rechnungen umsetzen, wie Spanien, Frankreich, Italien oder Belgien, müssen Sie sicherstellen, dass Sie elektronische Rechnungen ausstellen und erhalten können.
5. Änderung der Steuerpflicht für Remote-Services
Über 90 Länder haben eine Art von „Economic Nexus“-Gesetz, das Verpflichtungen für ausländische Unternehmen für die Registrierung und Erhebung von Steuern festlegt. In Ländern außerhalb der USA gelten diese Steueranforderungen normalerweise für digitale Dienstleistungen.
Immer mehr Länder weiten jedoch ihre Anforderungen für die Steuererhebung auf Remote-Services wie Buchhaltung, rechtliche Aspekte, Beratung und geringwertige Güter aus. Seit dem 1. Januar 2023 folgt Singapur dem Beispiel von Australien und Neuseeland und verpflichtet nicht ansässige Unternehmen, eine GST für Verbrauchergeschäfte (B2C) für geringwertige Güter und nicht digitale Dienstleistungen, die einen bestimmten Umsatzschwellenwert überschreiten, zu erheben und abzuführen. Norwegen plant die Einführung einer Verpflichtung zur Steuererhebung für ausländische Unternehmen, die Remote-Services für lokale Verbraucher/innen erbringen. Das Datum des Inkrafttretens steht hier jedoch noch nicht fest.
Die Besteuerung aller Remote-Services entspricht dem USt.-Prinzip, dass Steuern am Verbrauchsort zu erheben sind. Durch diese Änderung entfällt die Notwendigkeit, zwischen „digitalen“ und „nicht digitalen“ Dienstleistungen zu unterscheiden.
Was das für Sie bedeutet: Da immer mehr Länder anfangen, Remote-Services zu besteuern, nimmt auch die Anzahl der Unternehmen zu, die ausländische Anforderungen für die Steuerkonformität befolgen müssen. Unternehmen, die bisher keine Steuern im Ausland abgeführt haben, müssen sicherstellen, dass ihre Steuerberichterstattung den gesetzlichen Steueränderungen angepasst wird.
6. Neue und erweiterte Gesetze für Marktplatzvermittler
Mehr Länder führen neue Gesetze für Marktplatzvermittler ein und erweitern die Reichweite ihrer bestehenden. Missouri wird der letzte US-Bundesstaat mit einer State Sales Tax sein, der Gesetze für Economic Nexus und Marktplatzvermittler einführt. Im Jahr 2022 war British Columbia die letzte kanadische Provinz, die Haftungsbestimmungen für Marktplatzvermittler einführte.
Bestimmte Länder und Staaten vergrößern auch den Geltungsbereich ihrer Gesetze für Marktplatzvermittler auf andere Arten von Transaktionen und Branchen. Neuseeland hat kürzlich ein Gesetz erlassen, durch das elektronische Marktplätze ab 2024 für die Erhebung und Erstattung von GST für Unterbringung, Ridesharing sowie Lieferdienste für Getränke und Lebensmittel verantwortlich sind. In der EU führt der Reformvorschlag zu „Mehrwertsteuer im digitalen Zeitalter“ für Plattformen eine Verpflichtung zur Steuererhebung für die Bereiche der kurzfristigen Unterbringung und Personenbeförderung ein. Diese Verpflichtungen gelten für Verkäufe durch nicht registrierte Verkäufer/innen. Für Umsatzsteuerzwecke registrierte Unternehmen, die dem Plattformbetreiber ihre Umsatzsteuer-Identifikationsnummer bereitstellen, sind von dieser Regelung ausgenommen. Die vorgeschlagenen Regelungen für die Plattformwirtschaft werden 2025 in Kraft treten.
Bei der erstmaligen Einführung der Gesetzgebung für Marktplatzvermittler galt sie im Allgemeinen für den Verkauf von materiellem persönlichen Besitz (in den USA) oder den Verkauf digitaler Dienstleistungen (in der EU). Die Gesetze für Marktplatzvermittler verringern die Anzahl der Unternehmen, die für Erhebung von Steuern verantwortlich sind, was die Effizienz des Verfahrens für die Steuererhebung vereinfacht und die Möglichkeit der Steuerhinterziehung in der Plattformwirtschaft verringert. Dadurch erhöht sich jedoch die Komplexität für Marktplätze, da diese jetzt für die Steuererhebung verantwortlich sind.
Was das für Sie bedeutet: Änderungen an den Gesetzen für Marktplatzvermittler bedeuten, dass seit dem 1. Januar 2023 Marktplätze, die die entsprechenden Kriterien erfüllen, in allen US-Bundesstaaten mit einer Sales Tax diese im Namen der Verkäufer/innen erheben müssen.
Ressourcen für die Steuerkonformität
Stets den Überblick über diese Steueränderungen zu behalten, kann schwierig sein. Folgende Leitfäden unterstützen Sie bei der Sicherstellung der Compliance:
- Leitfaden zum Thema Umsatzsteuer
- Introduction to US sales tax and economic nexus
- EU-Umsatzsteuer und OSS-Verfahren
- Navigating the sales tax registration process in the US
- Die Umsatzsteuer-Registrierung in Europa
- Navigating the tax registration process in Canada
- How to file sales tax returns in the US
Denken Sie daran: Damit Ihr Unternehmen steuerkonform ist, müssen Sie Ihre steuerlichen Verpflichtungen verstehen. Sie müssen sich dann bei der Steuerbehörde vor Ort registrieren, den richtigen Steuerbetrag berechnen und erheben sowie schließlich die Daten einreichen und erhobene Steuern abführen.
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